Re: Von Koblenz in den Harz...Tipps gesucht

von: StephanBehrendt

Re: Von Koblenz in den Harz...Tipps gesucht - 11.02.21 12:05

Hallo Igel-Radler,

Auch ich lese gerne Berichte über Pamirradler, wie vermutlich die meisten Leser dieses Forums. Selber dürften sie aber zu 99 % auf deutschen Flussradwegen und nicht in den Fernen der asiatischen Wüsten unterwegs sein.

Über die besten Weine und die besten Rieslingen kann man sicher trefflich streiten.

Ich bin ein Freund der stahligen, säurebetonten Rieslinge von der Saar. Die Weine von Lauer in Ayl sind in der Tat hervorragend (was man vom angeschlossenen Hotel zumindest vor drei Jahren nicht sagen konnte), und auch Orthegraven und Van Volxem in Kanzem bzw. Wiltingen sind Spitze. Roman Niewodniczanski von Letztgenanntem zeigt gerne und stolz seine 100 Jahre alten Weinkarten, als die Mosel- und Saarrieslingen ein Vielfaches der Burgunder kosteten. Auch das wunderschön hoch am Berg gelegene Schloss Saarstein kann ich empfehlen (derzeit allerdings mit schwankender Qualität). Ich kenne alle diese Betriebe. Egon Müller vom Scharzhof war mir mit Preisen wie trinkbare Burgunder bisher zu teuer.

An der Südlichen Weinmosel auf den Kalkböden werden nicht nur einfache Elblinge angebaut, bekannter ist man dort mit den Burgundersorten. Ich kenne auch dort alle die trinkenswerten Betriebe, meist in Nittel, dort schön an der Hauptstraße aufgereit.

Empfehlenswerte Betriebe an Mittel- und Terassenmosel scheinen dir weitgehend unbekannt. Die derzeitige Winzer-Generation mit hervorragender Ausbildung an der Weinuni Geisenheim oder als Weinbautechniker haben so manchen unscheinbaren Betrieb in den letzten Jahren nach oben katapultiert, bei erfreulicherweise meist moderaten Preisen. Peter Regnery in Klüsserath mit seinen Spätburgundern, Klaus Herres in Leiwen mit seinen Sekten, die er auch ans Schloss Bellevue in Berlin liefert, fallen mir spontan ein. Leiwen hat überhaupt wie das nahe gelegene Trittenheim eine ganze Riege erstklassiger Betriebe. Es folgt Bernkastel mit den umliegenden Dörfern und teils sehr kleinen Gütern, die Spitzenrieslinge nicht nur aus dem Doktor (die Lage wurde ja um zweitklassige Flächen erweitert) keltern. Selbst in Zell mit seiner verrufenen Schwarzen Katz besinnen sich einige Betriebe wieder auf Qualität.

Unten an der Terrassenmosel sind die Betriebe in Winningen hervorzuheben, an der Spitze Heymann-Löwenstein, einer der deutschen Topbetriebe mit Preisen, die weit über denen eines gewöhnlichen Burgunders liegen.

Ach ja, von den meister der genannten Betriebe habe ich immer mal wieder Flaschen in meinem Keller liegen.

Mir ist übrigens ein Roter von Knipser aus der Pfalz lieber als ein überteuerter Burgunder. Unter 50 Euro hat mich noch kein Burgunder überzeugt. das Marketing macht es!

Am Schluss mögest du mir bitte erläutern, wie das aufwendige Recherchieren eines Weinbaugebiets die Voreingenommenheit fördert. Voreingenommen bin ich höchstens, weil ich den Riesling für die beste Weißweinsorte halte oder weil ich dorthin gefreit habe - wie man auf moselfränkisch sagt.

wein wein
Wieso gibt es das nur in Rot?