Re: Europa mit dem Zug...

von: veloträumer

Re: Europa mit dem Zug... - 17.02.22 15:15

Wenn dein Auto liegen bleibt, ein Unfall passiert, es gestohlen oder demoliert wird, während es abgestellt wurde, dann nutzt dir die alternative Landstraße zur staugestörten Autobahn auch nichts mehr. Das Reisen bringt seine Risiken mit, die Bahn ist da nicht ausgeschlossen (dein Bike geht ja auch mal unterwegs kaputt, du kannst stürzen usw.). Im Prinzip tauschst du immer gewisse Annehmlichkeiten gegen andere. In Summe und im Durchschnitt fahren deine Nerven mit der Bahn aber ruhiger und dein Leben sicherer.

Ich habe schon manchmal geflucht, habe letzte Züge verpasst, musste dann im Hotel nächtigen oder wurde von einem besoffenen Afrikaner eingeladen. Ich kam schon gegen 3 Uhr nachts an, weil die Lok liegen blieb, aber da gabs noch Entschädigung, die Reise kostete fast nichts mehr und ich war glücklich, soweit ich ahnen durfte, irgendwann komme ich zuhause an. Anschlusszüge von Nachtzügen sind mir reihenweise wegebrochen, sodass ich mal häufiger eine Stunde später zur Arbeit kam als angekündigt. Das sollte die Welt auch nicht zum Einstürzen bringen. Heute warten Bertriebe Monate auf Lieferteile und können nicht weiterschrauben. Alles ganz normal wie verrückt.

Ich reiste im französischen Bahnstreik einen ganz Tag querbeet mit Zügen durch Frankreich, nachdem ich bereits eine Notübernachtung gespendet bekam. Um die wenigen Plätze prügelten sich gar einige Fahrgäste und ich hatte etwas das Glück des Tüchtigen. Den einen Tag Verlust habe ich ganz gut verkraftet, die Reise war vielleicht die schönste Geschichte von allen. Ich habe aber auch schon Fluglotsenstreik gehabt, eine anderes Mal einen Flug verpasst weil vorverlegt. Beide Male habe ich je auch einen Tag verloren - Fliegen ist eben auch unsicher. Mit Auto bin ich schon mehrfach kurz vor dem Sekundenschlaf gestanden, was dicke ins Auge hätte gehen können, einmal auch trotz Mitfahrer. Nimmst du dann Zwischenstationen statt durchzufahren, verlierst du auch wieder einen Tag.

Ins Buchungswesen der Bahnen arbeitet man sich mit der Zeit ein, fürs Auto muss man das aber auch, die Bürokratie, immer neue Vorschriften und teure und lästige Werkstatttermine usw. Das habe ich alles ganz hinter mir gelassen, die Alternative gibts eben nicht mehr. Gerade für die Reisen haben ich das Auto aber nie wirklich vermisst, oft sind es die Bahnrückreisen, wo sich so die Faszination der Radreise beginnt zu setzen, du hast die Zeit Bilder laufen zu lassen und klemmst nicht hinter dem Lenkrad. Wenn ich das Auto mal vermisse, dann im Nahbereich für kleinere Transporte.