Re: Radreise anders - Sternfahrten in den Alpen?

von: veloträumer

Re: Radreise anders - Sternfahrten in den Alpen? - 24.11.23 15:06

In Antwort auf: Felix-Ente
Naja, ich finde schon, dass es einen Unterschied macht, ob ich mit der Tasche für einen Tagesausflug unterwegs bin, oder ob ich das komplette Gepäck für zwei Wochen mitschleppe, bei vielen Forumsradlern noch plus Kram zum Zelten. Und wenn ich sehe, wie viele Radfahrer, die wesentlich sportlicher als ich sind, mit Carbon und Alu versucht wird, immer noch ein Gramm und noch ein Gramm und noch ein Gramm zu sparen, dann scheine ich diese Ansicht nicht allein zu haben.
Das sind ja zwei verschiedene Aspekte, und letztlich noch mehr. Die Motivation von Grammsparern mit halben Zelten und abgesägten Zahnbürsten ist nochmal von Hotelfahrern zu unterscheiden. Insbesondere letztere gab es bereits früher auch zu Hauf, hatten aber halbleere Seitentaschen, heute gibts da kompakte Bikepackingtaschen - also nur ein optischer Unterschied. Der Ausgangspost ist für mich sehr diffus, ich interpretiere allerdings einen Hotelfahrer und keinen Camper, da er von Unterkunft spricht. Insofern unterscheidet sich ein Tagesgepäck nur noch geringfügig vom Gesamtgepäck - zumindest wenn man halbwegs verantwortungsvoll eine größe Tagestour angeht und keine Brockhaus-Bände auf dem Rest der Reise mitführt.

Es gibt noch andere Aspekte. Die o.a. Tour ist weitgehend eine Durchgangstour von A nach B. Ich gehe mal davon aus, dass da noch einige Vorort-Variationen dazukommen sollen. Fährt man aber bereits einige der großen Alpenpässe mit dem Gesamtgepäck (u.a. ist Stelvia dabei), ist ja das "leichtere" Befahren von Vorort-Strecken nicht exklusiv - das wäre ja nur beim Autohüpfen und ausschließlich Tagestouren der Fall. Solche Wechsel der Zuladung für gleichermaßen ähnlich schwierige Strecken sorgen eher für Irritationen im Körpergefühl, evtl. zu Einbrüchen auf den Vollgepäcketappen, sofern man sich drei Tage zuvor an Leichtgewichtstouren gewöhnt hat. Es ist letztlich besser, sich an ein etwa durchgängiges Gepäckgewicht zu gewöhnen, was ja ziemlich gut gelingt, wie hier die meisten bestätigen müssten, die Gepäcktouren machen.

Ich selber kenne nur den Fall von ausnahmsweise Einzeltagen mit Leichtgepäck in einer größeren Gesamtour mit Vollgepäck. Ich hatte dabei nie das Gefühl, dass sich das Radeln deutlich leichter anfühlt, eher war ich verunsichert ob des fehlenden Gepäcks (u.a. andere unischere Balance). Ferner kann man überrascht werden und in den Bergen festhängen, wenn das Wetter umschlägt. Da habe ich lieber alles dabei, wenn ich nicht mehr ins Tal zurückkomme, selbst wenn ich in einem Refugio übernachten kann. Sonst zahle ich auch doppelt. Auf meiner ersten Radreise mit Gepäck hatte ich einen Rundkurs über einen Pass (Col de Bavella, Korsika) völlig falsch eingeschätzt, derweil ich etwa 5 Tage ein Chalet auf eine Küstencamping gemietet hatte. Ich musste also die geplante Tagestour über 2 Tage strecken und auf der Passhöhe zusätzlich in einer Art Hostel übernachten, obwohl ich ja am Meer bereits mein Campinghütte hatte und hatte daher quasi nichts dabei - gab aber Decken dort.