Re: Mit dem Fahrrad ans Ende der Welt

von: Jim Knopf

Re: Mit dem Fahrrad ans Ende der Welt - 18.02.15 19:44

Montag, 16. Juli 2012, Ålesund - Bergen - Oslo

Habe sehr gut geschlafen und weder von Torvik, noch von Måløy was mitbekommen. Pünktlich zur Einfahrt nach Florø wurde ich vom Handy geweckt. Es war überhaupt kein Problem das Gepäck ans Rad zu machen, denn das Schott zum Autodeck stand offen und so bin ich dort einfach rein. Dabei habe ich noch ein paar Aufnahmen vom Autodeck gemacht.



So hatte ich nur noch ganz kleines Gepäck in Form meiner Lenkertasche. Als nächstes machte ich eine Rundgang an Deck. Dabei enstand die folgende Aufnahme von Florø.



Der Aufenthalt war nur kurz und schon gings weiter. Zurück blieb ein riesiger Bohrinselversorger.



Ausfahrt aus Florø:



Stabben Leuchtfeuerstation:



Als nächstes gings dann zum Frühstück. Das zog sich etwas mehr in die Länge, da ich zusammen mit einem Ehepaar aus Karlsbad im Nordschwarzwald am Tisch saß.
Rechtzeitig zur Passage des engen Steinsund war ich aber wieder an Deck.



Im Anschluss bekam ich eine wenig erfreuliche Mail von Fjordline. Die Bergensfjord war nämlich komplett ausgebucht. So blieb mir nix anderes übrig als mit der Bahn nach Oslo zu fahren. So hatte ich mir das ganz und gar nicht vorgestellt. Da hätte ich doch gestern von Trondheim wesentlich einfacher und vor allem kostengünstiger hinkommen können.
Zur Not wäre ich halt wegen dem Schienenersatzverkehr mit dem Rad von Hønefoss nach Oslo gefahren.
Ich war ziemlich sauer und missmutig und das an dem auch auf dieser Teilstrecke kritischen letzten Tag an Bord träller .
Deshalb ist die Ausbeute an Fotos etwas mager, das Mittagsbuffet ließ ich mir aber trotzdem schmecken, denn zu ändern war da eh nix mehr. Zukünftig werde ich aber auch die Rückreise bis ins letzte Detail durchplanen müssen, was meine Freiheit auf dem Rad allerdings wesentlich einschränkt.

Noch ein paar Bilder vom Einlaufen in Bergen. Man beachte, dass es sogar trocken war zwinker



Ich begab mich rechtzeitig ans Autodeck, aber bis ich an Land fahren durfte dauerte es eine halbe Ewigkeit, weil nämlich zuvor das Gepäck ausgeladen wurde.
Ich fuhr aber sofort zum Bahnhof. Dort traf ich etwa um halb vier ein, ging in die Fahrkartenausgabe und bereits wenige Minuten später war ich im Besitz von Fahrrad- und Sitzplatzkarten für den Zug um 16.10 Uhr nach Oslo.
Das hätte schon Mal geklappt, wie das mit dem Schienenersatzverkehr gehen würde blieb zunächst noch offen. Das Fahrrad konnte ich aber ganz ohne Probleme im Gepäckwagen unterbringen, denn an der Zugspitze lief ein ganzer Gepäckwagen, nur für Fahrräder. Solche Wagen gibt es in Deutschland leider gar nicht mehr.
Nichtsdestotrotz genoss ich die Bahnfahrt in einen wunderschönen Abend.
In Hønefoss standen direkt am Bahnsteig mehrere Busse und ein LKW für die Räder. Ehe ich mich versehen konnte landete mein vollbepacktes Rad von mehreren kräftigen Händen angehoben auf der Ladefläche und wurde dort sachgerecht hingelegt, genauso wie alle anderen Räder.
Viel schneller als gedacht, erreichte der Konvoi aus den Bussen und dem LKW den Hauptbahnhof in Oslo. Ich war doch tatsächlich fast eine halbe Stunde vor der planmäßigen Ankunft des Zuges dort. Das ist aber auch kein großes Wunder, denn die Fahrt ging auf dem direkten Weg nach Oslo und nicht über den großen Umweg über Drammen, welchen die Bahn macht.
Ich fuhr sofort zum CP nach Ekkeberg hinauf. Einschecken und Duschen war dort nicht mehr drin, was aber nach der kurzen Fahrt auf diesen Hügel auch nicht wirklich notwendig war. Viel wichtiger war ein rascher Aufbau des Zelt, war ich doch mittlerweile recht müde. Das war trotz Dunkelheit, ja hier gabs seit langem mal wieder eine richtige Nacht, problemlos möglich. Ich stellte mein Zelt ganz am Rand neben dem Zaun auf an welchem ich mein Rad anschloss. Schnell war ich eingeschlafen.

12km, Durchschnitt 17km/h, 250Hm




Dienstag, 17. Juli 2012, Oslo - Colorline

Trotz Zelt habe ich gut geschlafen, doch um kurz nach 8 war die Nacht dann vorbei, weil die Sonne auf mein Zelt schien und es innen viel zu warm wurde. Ich fuhr nun schnell mit dem Rad zur Rezeption und scheckte ein, ließ die Magnetstreifenkarte zum Duschen aufladen und besorgte mir im angeschlossenen Supermarkt Brötchen zum Frühstück.
Zum Duschen musste ich dann anstehen, denn die einzige freie Dusche erwies sich als defekt böse .
Nach dieser Morgentoilette mit Hindernis nahm ich das Frühstück in der Küche ein. Zum Glück habe ich einen Leichtbauhocker dabei, sonst wäre stehen angesagt gewesen.
Im Anschluss baute ich das Zelt ab und machte mich auf den Weg in die Stadt. In der Nähe der Anlegestelle von Colorline besorgte ich mir in einem kleinen Supermarkt noch Gudbrandsdalost sowie Nugatti. Schließlich wollte ich ein wenig Norwegen mit nach Hause nehmen.
Als in dann bei der Fähre ankam traf mich fast der Schlag. Mensch was war das für ein Betrieb und das mitten in der Woche. Viel schlimmer war, dass ich wegen Schwierigkeiten mit der EDV zunächst keine Passage buchen konnte. Herr je klappt denn diesmal gar nix.
Ich sah die Fantasy schon ohne mich abfahren. Im Hinterzimmer konnte dann aber doch noch eine Buchung vorgenommen werden. Der Preis von 500€ ließ mich zwar mal kurz schlucken, eigentlich wollte ich nur eine Passage und nicht gleich den ganzen Dampfer kaufen .
Da ich aber wenig Alternativen hatte, nahm ich die Passage und konnte so als ziemlich letzter an Bord rollen, so dass mein Rad ganz vorne stand, wo ich es fachgerecht und seefest laschte.
Ich nahm nur das notwendige Gepäck und bezog meine Kabine mit Blick auf die große Einkaufsstraße. Ich hatte die 8423.
Jetzt begab ich mich an Deck und machte ein paar Aufnahmen vom Auslaufen.



Als nächstes besorgte ich mir noch den Zugang zum Internet. Der geht dort über Wlan und funzte mit meinem Handy bestens. So konnte ich zur Abwechslung mal wieder hier stöbern und Bericht erstatten.
Die Fahrt durch den Oslofjord genoss ich im Liegestuhl an Deck und habe mich erst mal von dem ganzen Unmus beim Einschecken hier an Bord erholt. Das Wetter war weiterhin gut und kurz vorm Nachtessen ging ich nochmals über Deck.



Pünktlich um 20.15 Uhr ging ich zum großen Buffet. Ein wenig merkte man schon, dass man auf einem Schiff war. Eine Frau vor mir beschwerte sich deshalb recht lautstark beim Personal träller . Ich dachte dabei dann ein wenig laut, dass eigentlich gar nix los sei.
Ich genoss das überaus tolle und auch reichhaltige Buffet sehr ausgedehnt und hielt mich dabei ganz ungeniert schadlos. Bemerkenswert wie sich einige Zeitgenossen den Teller voll laden und vor allem in welchen Kombinationen .
Als ich dann das Restaurant verlassen hatte ging ich noch schnell mal mit meinem Navi über Deck. Es hatte inzwischen erheblich aufgebriest mit Wind 6-7 aus West. Laesø peilte dabei leicht achteraus.
In der Kammer bin ich dann recht schnell eingeschlafen.




Mittwoch, 18. Juli 2012, Colorline - Kiel - Harburg

Erwacht bin ich am südlichen Ausgang vom großen Belt. Die Südspitze von Langeland mit Dovns Klint peilte querab und Keldsnor Feuer leicht achteraus.
Nach der Morgentoilette bestand also noch reichlich Zeit für das Frühstück. Das Wetter hatte sich deutlich verschlechtert, war aber noch trocken.
Deshalb konnte ich das Frühstücksbuffet voll auskosten ohne zu befürchten, dass ich draußen irgendwas versäumen würde.
Deshalb ging ich nach dem Frühstück gleich in meine Kammer, nahm meine Sachen und begab mich zu meinem Fahrrad ins Autodeck.
Ich konnte zügig an Land fahren und steuerte den Hauptbahnhof an. Dort war ich dann umgehend in der deutschen Wirklichkeit angekommen. Es waren nämlich sämtliche Rolltreppen außer Betrieb und der Fahrstuhl so eng bemessen, dass mein Rad dort nicht hineinpasste. Also nutzte ich einen Eingang an der Seite und musste das schwere Rad nur wenige Stufen hochwuppen. So konnte ich den RE um 10.21 nach Hamburg Hbf erwischen.
Dort gab es gleich die nächste Unpässlichkeit. Denn der Doppelstockzug hatte keinen Steuerwagen, dafür an beiden Enden je eine Lok der Baureihe 112.1. Damit war auch kein Fahrradabteil vorhanden. Trotzdem durfte ich mein Rad im ersten Wagen deponieren.
So kam ich bis Hamburg Hbf.
Leider war hier erst mal Endstation. Im Gegensatz zu Norwegen ist hierzulande das spontane Fahren mit Fernverkehrszügen mit Fahrradmitnahme fast unmöglich.
Der erste Versuch in einem IC über Köln in die Heimat war leider völlig ausgebucht.
Deshalb beschloss ich mit der S-Bahn nach Harburg zu fahren. Denn dort sollte als nächstes ein IC von Stralsund nach Karlsruhe fahren. Leider war dort die Wagenreihung völlig durcheinander und das kleine Radabteil in einem ehemaligen Interregiowagen war auch ausgebucht. Da der Steuerwagen außerplanmäßig in der Mitte lief konnte ich erst bei der Vorbeifahrt sehen, dass dort für mich durchaus noch Platz gewesen wäre.
Auch der nächste Zug war ausgebucht. Dass ich dabei, wegen ebenfalls zu kleiner Fahrstühle, das schwere Rad die Treppen hoch und runter wuppen musste, nahm ich schon mit Gleichgültigkeit hin.
Meine Rettung war dann Renate (Hamburgerin) aus dem Hurtigforum. Sie gewährte mir völlig unkompliziert eine Notunterkunft. Ich hätte sonst im Hotel übernachten müssen. Zuvor war es mir gelungen, für den folgenden Morgen eine Reservierung und Fahrradkarte für den Zug um 6.40 Uhr ab Harburg, in der Fahrkartenausgabe, zu bekommen.
Danach führte mich das Navi zielstrebig zu Renate. Dort stand ich mitten auf einer großen Kreuzung, wusste aber nicht wo genau der Eingang zur Wohnung von Renate war. Ich hatte auch keine Zeit um groß zu suchen, denn Petrus öffnete voll die Schleusen, so floh ich unter das Dach einer nahe gelegenen Bankfiliale.
Als sich das Unwetter verzogen hatte, war es gar kein Problem Renate zu finden.
Dort wurde ich total herzlich begrüßt und total umsorgt. Es freut mich, dass ich im Hurtigforum so tolle Freunde habe .
Wir haben uns gemeinsam meine taufrischen Urlaubsbilder angeschaut und ein tolles Nachtessen gabs auch noch.
Recht spät gings dann für eine kurze Nacht in die Koje und ich bin dann auch recht schnell eingeschlafen.



Dienstag, 19. Juli, Harburg - Schwetzingen

Rechzeitig um 5 Uhr in der Frühe, bzw. für mich mitten in der Nacht, wurde ich vom Handy und Renate geweckt.
Zum Abschied gabs noch ein ganz tolles Frühstück. Bei trüben Wetter, aber im Trockenen machte ich mich auf den kurzen Weg nach Harburg zum Bahnhof.
Der Zug war pünktlich und auch nur relativ schwach besetzt. So genoss ich die Heimfahrt.
In Frankfurt kamen wir sogar 2min vor Plan am Prellbock zum stehen. Deshalb war es auch gar kein Problem den Regionalexpress nach Mannheim zu erreichen. Das war ein schicker Dopelstockzug. Allerdings war statt ner 146iger nur eine 143iger am Zug. Die läuft halt nur 120km/h und so konnten die 5min Verspätung nicht mehr herausgefahren werden.
Aber was sind schon 5 min. In Mannheim konnte ich den Anschlusszug nach Schwetzingen problemlos erreichen.
Pünktlich kam ich nach dieser langen Reise wieder zu Hause an.

Ich hoffe, dass euch mein Bericht, auch wenn z.T. extrem lange Pausen zwischen den einzelnen Teilen lagen, gefallen hat und ich euch damit eine Freude machen konnte.

Ende.