Re: mit dem Rad zum Atlantik (EuroVelo 6 – Teil 2)

von: oktopus

Re: mit dem Rad zum Atlantik (EuroVelo 6 – Teil 2) - 23.09.18 13:09

Tag 23 – 6 September 2018 (Orléans bis Blois):
Ursprünglich wollte ich von Orléans bis Amboise fahren. Auf dieser Strecke liegen allerdings mehrere Schlösser. Und wenn ich alle sehen hätte wollen, wäre ich auf eine Gesamtstrecke von 139 km gekommen. Das war mir eindeutig zu viel. Somit halbierte ich die Strecke. Und sehr gut war's!

Ich startete um 7 Uhr 51. Das Frühstück war wieder à la Ibis mit Baguette auf dem Tablett, paketiertem Käse. Kaffee grauenhaft, Orangensaft war gut, Wasser gab's aus dem Krug in Miniaturbechern.

Dichte Bewölkung, die Temperatur lag bei 16 °C. Beim Frühstück lief der Fernseher, und ich hörte im Wetterbericht, dass die Temperaturen in den nächsten Tagen wieder auf 30 Grad und darüber steigen sollten. Das mag ich eigentlich gar nicht! Ich hielt mich einfach an MEINE Wetter APP. Die sagte, dass es morgen maximal 22 Grad haben würde. Und bis die Temperaturen bei 31 Grad angelangt sein werden, bin ich schon am Atlantik :-) Mein Quartier lag im Süden von Orléans. Radwegschilder mit "Loire à Velo" sah ich keine im Umkreis vom Hotel. Daher peilte ich mittels Navi den Fluss an, den ich auf dem Display sah. Doch als ich mich dem Fluss näherte, sah ich, dass das nicht die Loire war, sondern der Loiret. FALSCHE RICHTUNG! Also wieder zurück, nochmal am Hotel vorbei und die richtige Loire anpeilen! Ich schaffte es dann im zweiten Anlauf doch, wieder auf dem "Loire à Velo" zu sein. Den Loiret überquerte ich dann in Saint-Hilaire-Saint-Mesemin und fuhr ihn bis zu seiner Mündung in die Loire kurz danach entlang.

Anschließend spielte ich wieder Pingpong mit der Loire. Mal fuhr ich das rechte Ufer entlang, mal das linke. Teilweise fuhr ich auf Asphalt, ein paar Pistenabschnitte hatte ich auch heute wieder dabei.

In Beaugency bewunderte ich nicht nur die mittelalterliche gut erhaltene Brücke über die Loire, sondern die Kirche Notre-Dame mit angrenzender Abtei, die heute als Hotel genutzt wird.





In Muides-sur-Loire hat man 3 Möglichkeiten: entweder die Loire am rechten Ufer weiterzufahren oder die Loire am linken Ufer weiterzufahren oder die Loire zu verlassen, um ....

Ich entschied mich für Variante 3 und überquerte die Loire, um sie anschließend zu verlassen. Beim Überqueren der Loire dachte ich schon, dass mir über kurz oder lang ein Regenguss blühen wird. Die Wolken wurden richtig grau bis schwarz. Ich finde ja, dass schwarze Wolken grüne Farben zum Leuchten bringen. Wenn die Sonne scheint, ist das Grün viel blasser. Oder kommt mir das nur so vor?





Grund für die Variante 3 war der Besuch des Chateau Chambord.

Chambord ist das größte und bekannteste Schloss des Loiretales. Es ist sehr groß, besitzt 440 Zimmer und fast 400 Kamine. Die Fassade ist 156 Meter breit und reich verziert. Das Dach ist mit einer Vielzahl von Erkern, Türmchen und Schornsteinen geschmückt. 18.000 Handwerker sollen für König Franz I. an diesem Schloss gearbeitet haben. Der Bau wurde 1519 begonnen und war für Franz I. ein Prunk- und Jagdschloss für den Hofstaat, für Empfänge. Er wollte mit dem Schloss seine Macht und Stärke demonstrieren. Heute ist es im Besitz des französischen Staats und für Besucher zugänglich.









Ich kurvte durch den Park und rund um das Schloss und sah mir das Schloss von allen Seiten an. Leider ist ein Teil eingerüstet. Aber trotzdem - insgesamt ist das ein imposantes Schloss und war den Umweg, den ich dafür gemacht hatte, wert!

Nach einem kleinen Salat mit Gebäck in einer Boulangérie entdeckte ich ganz zufällig im Vorbeifahren durch den Wald, in den mich der EuroVelo 6 schickte, ein weiteres Schlössl: Chateau de Grotteaux bei Huisseau-sur-Cosson. Ein Schloss, das 1620 gebaut wurde und heute als Hotel geführt wird. Kein Loire-Schloss, nichts Berühmtes. Aber darin zu übernachten, ist sicher cool!





Um 14 Uhr war ich bereits in Blois, meinem heutigen Etappenziel.



Ich war richtig froh, dass ich die Etappe halbiert hatte und auf diese Weise einige Schlösser ansehen konnte und so früh in Blois war. Das erste, was ich nämlich machte, als ich in Blois ankam, war eine 2 stündige Sightseeing-Runde durch Blois - samt voll beladenem Fahrrad!

Einige Impressionen von Blois:







Nach meiner Sightseeing-Runde durch Blois suchte ich mein Quartier auf. Ich war diesmal in einem Restaurant, das gleichzeitig ein Hotel war, direkt an der Loire auf der anderen Seite der Brücke. Mein Zimmer war im 3. Stock, Dachgeschoß - *schlepp-schnauf*. Knarrende Holztreppe, Eisennieten in den Böden der Stockwerke, eiserne Fensterklappen im Stiegenhaus, Eisentür zum Zimmer mit Riegel zum Zuschieben, Dachschräge, vergittertes Fenster, am Lack der Fensterläden muss schon jemand geknabbert haben, der Raum war winzig. Öhm ... War ich hier in einem Verlies oder in der Besenkammer?

Nach dem Abendessen in meinem Hotel-Restaurant ging ich noch einmal rüber in die Innenstadt von Blois. Blois ist eine richtig schöne Stadt!







Gesamtstrecke 77,34 km
Temperatur den ganzen Tag um die 17 bis 24 °C (in der Früh 16 °C)
Leichter Wind aus Norden! Bewölkt, kaum Sonne
Summe aller Steigungen: 192 m


Tag 24 – 7 September 2018 (Blois bis Amboise):
Letzte Nacht wachte ich mehrmals durch Geräusche auf. Beim ersten Mal sprang ich auf und suchte mein Verlies mit der Taschenlampe ab. Mein erster Gedanke war: eine Ratte! Ich fand aber nichts. Vielleicht war es ja doch das Schlossgespenst, das im Mittelalter im Verlies eingesperrt war? Wer weiß ...

Ich startete diesmal recht spät - erst um 8 Uhr 13. Ich konnte erst spät frühstücken. Irgendwann (in meinem nächsten Leben?) werde ich mich an die UN-Kultur des Frühstückens in Frankreich gewöhnen. Ich bekam wieder einmal ein Tablett-Frühstück mit Baguette, paketiertem Käse und paketierter Marmelade. Kaffee grauenhaft, Wasser gab's aus dem Krug in Miniaturgläsern.

Dichte Bewölkung wie am Vortag, die Temperatur lag bei 10 °C. Mein Hotel lag direkt an der Loire und am Radweg "Loire à Velo", ich brauchte nur losfahren. Ich musste keine Kreise ziehen :-) Heute musste ich mehrere Umfahrungen machen. Die erste gleich bei Chailles, wo ich im Vorbeifahren ein kleines Schloss entdeckte: das Chateau de la Pigeonnière, das auf der Liste der historischen Denkmäler steht. Es wirkte ein bissl verfallen, aber zum Einstieg recht nett. In Chaumont-sur-Loire war gleich das nächste Schloss, das - wie viele Schlösser - erhöht gebaut wurde und über dem Dorf "thront".



Nach Chaumont-sur-Loire begannen die Weinbergumfahrungen mit knackigen Steigungen (bis zu 12 %!). Ich glaub ja, dass mir irgendjemand die Weinberge absichtlich vor mein Rad gelegt hat, damit ich nicht übermütig werde. Kann das sein? Weinberge sind ja recht nett, aber können die nicht flach sein?







Hier wird Wein angebaut! Ich kostete aber trotzdem keinen Wein und kaufte auch keinen :-)

Nach den Weinbergen folgte der Anstieg in Amboise.

Amboise - mein heutiges Etappenziel - erreichte ich bereits um 11 Uhr. Somit hatte ich genügend Zeit, um noch den Steilanstieg zum Gelände oberhalb des Chateau d'Amboise in Angriff zu nehmen. Leider kein Zutritt, das ist privates Arreal. Ich musste also doch wieder runter, um mir das Chateau von vorne anzuschauen und dabei auch ein paar Eindrücke von der Innenstadt von Amboise zu gewinnen.

Einige Impressionen von Amboise:







Dieses war der erste Streich, und der zweite folgte sogleich.

Nach meiner Runde durch Amboise fuhr ich in Richtung Süden - nach Chenonceaux, 13 km von Amboise entfernt. Diesmal musste ich zum ersten Mal Eintritt für ein Schloss zahlen! Und ich musste mein Fahrrad vor dem Eingang zur Schlossanlage stehen lassen. Aber das war es wert!

Das Chateau Chenonceau ist ein Wasserschloss im Ort Chenonceaux. Das Hauptgebäude steht von Wasser umgeben am nördlichen Ufer des Cher, während die später errichtete Galerie den Fluss überbrückt. Die Wurzeln des Schlosses liegen in einem befestigten Anwesen mit dazugehöriger Wassermühle, das in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Besitz der französischen Krone kam. Diane de Poitiers prägte das Aussehen des Schlosses durch Erweiterungen, aber auch ihre Nachfolgerin Katharina von Medici trug zu Erweiterungen des Schlosses bei und prägte es mit. Seit Ende des 17. Jahrhunderts war das Schloss verlassen und nicht mehr bewohnt. 1733 kaufte der reiche Steuerpächter Claude Dupin das Schloss. Danach wechselte es noch weiter ihre Besitzer, seit 1951 steht es im Besitz der Familie des Schokoladenfabrikanten Henri Menier.

Beeindruckend und auch originell fand ich, dass das Schloss mitten in einem Fluss steht und zusammen mit der angebauten Galerie eine Brücke über den Cher bildet. Schön fand ich auch die Gärten der Schlossanlage.









Auf dem Rückweg nach Amboise machte ich noch einen Besuch beim "Parc Mini-Châteaux". Dieser Miniaturpark zeigt die 41 bekanntesten Schlösser der Loire.





Eine nette Idee, und vor allem ganz toll gemacht!

Um 17 Uhr war ich schließlich vor meinem Hotel.

Gesamtstrecke 66,76 km
Temperatur den ganzen Tag um die 17 bis 23 °C (in der Früh 10 °C)
KEIN Wind! Bewölkt, am Nachmittag ein bisschen Sonne
Summe aller Steigungen: 411 m


Tag 25 – 8 September 2018 (Amboise bis Avoine):
Ich startete diesmal noch später als gestern - erst um 8 Uhr 19. Heute zeigte sich das Wetter wieder von der Schokoladenseite :-) Strahlender Sonnenschein mit blauem Himmel ohne ein einziges Wölkchen, die Temperatur lag bei 9 °C. Hier konnte ich keinen Fluss verwechseln, in Amboise gibt es nur einen, und das ist die Loire. Ich peilte die Loire an und war wieder auf dem Radweg "Loire à Velo".

Morgenstimmung an der Loire:




Nach einem kurzen Stück entlang der Loire zeigten meine Wegweiser wieder nach links. Weinbergsteigungen????



Ja, wirklich. Ich musste wieder auf einen Weinberg rauffahren. Diesmal blieb es aber bei dem einen Weinberg.









Sah doch ganz nett aus :-) Ich traute mich nur nicht zuzugreifen!

Was das wohl für eine Bewandtnis hatte ...





Hinter der Mauer war ein recht verwahrloster Hof und ein steinernes Tor. Könnte die Eingangstür zu einem Weinkeller gewesen sein? Ich konnte es nicht herausfinden. Ich fand aber die Kännchen auf der Mauer skurril.

Durch Tours fuhr ich nur durch. Ich war echt froh, die Schilder nicht zu verlieren. Die Durchfahrt empfand ich als recht chaotisch mit Autos, Bussen, Straßenbahn, massenhaft Fußgängern, dazwischen Radfahrern. Alles kreuz und quer und ich mitten drin. UFF... Nachdem ich durch Tours durch war, fuhr ich den Cher bis zu seiner Mündung in die Loire bei Villandry entlang. In Bréhement stolperte ich quasi direkt über ein kleines Lokal mit Tischen direkt an der Loire. Da konnte ich nicht widerstehen und machte Mittagspause. Und hier sah ich auch, was ich bisher noch nicht gesehen hatte: Es gibt Boote auf der Loire!!! Das linke schwarze wirkte auf mich allerdings wie ein Piratenschiff aus dem Mittelalter, das nicht mehr fahrtüchtig ist. Liegt es nur als Deko im Wasser?



Avoine - mein heutiges Etappenziel - erreichte ich um 15 Uhr. Mein Hotel lag direkt an der Route.

Gesamtstrecke 83,29 km
Temperatur vormittags zwischen 16 und 23 °C (in der Früh 9 °C), nachmittags bis 27 °C
KEIN Wind! Sonnig, fast kein Wölkchen am Himmel
Summe aller Steigungen: 187 m


Tag 26 – 9 September 2018 (Avoine bis Montjean-sur-Loire):
Erste Erkenntnis des Tages: auch Rotwein-Weinberge machen knackige Weinbergsteigungen.
Zweite Erkenntnis des Tages: da mein Gepäck bereits um 24 mal 280g leichter geworden war, war alles halb so wild :-)

Ich startete wieder früh um 7 Uhr 49. Zum Frühstück bekam ich diesmal Zwieback (!!!), Butter, Marmelade, schlechten Kaffee, Wasser. Aber immerhin durfte ich von einem Teller essen! Und ich durfte das Wasser aus einem Glas trinken! Vor einigen Tagen kam ich mit einem deutschen Radfahrer, der auf Rundtour in Frankreich war, ins Gespräch. Er übernachtete im gleichen Hotel wie ich, verzichtete aber aufs Frühstück. Er meinte, das Frühstück in Frankreich ist unter jeder Kritik. Da fährt er lieber ohne Frühstück los und kauft sich 1 oder 2 Stunden später etwas unterwegs.

Strahlender Sonnenschein mit blauem Himmel ohne ein einziges Wölkchen, die Temperatur lag bei 8 °C. Mein Quartier lag direkt am Radweg "Loire à Velo". Also brauchte ich nur losfahren.

Auf meinen ersten 30 km hatte ich wieder Weinbergsteigungen. Diesmal waren es die roten Weintrauben, die mir die Steigungen bescherten.



Verlockend war es ja schon, wenn man so nah an den Weintrauben vorbeifuhr. Ich traute mich aber auch heute nicht, Weintrauben zu pflücken.





Und auffi auf den nächsten Weinberg:



Hier kam mir eine Gruppe Läufer mit Startnummern entgegen. Ich rauf, die Läufer runter. Ich wieder runter nach der nächsten Kurve, die nächsten Läufer rauf. Und alle grüßten. Das Grüßen war übrigens auch etwas, was mir hier auffiel. Die Franzosen grüßen. Egal ob einheimische Radfahrer oder Fußgänger, Angler, Leute am Wegesrand. Sie grüßen. Das war in den anderen Ländern, durch die ich fuhr, nicht so. In Österreich oder in Deutschland und auch in der Schweiz grüßen sich nur die Tourenradfahrer. Wenn ich Einheimische grüßte, schauten mich die Leute meistens nur groß an.

In Saumur erwartete mich wieder ein Schloss!

Das Chateau de Saumur hat einen gotischen Kern aus dem 14./15. Jahrhundert und Renaissance-Umbauten aus dem 16. Jahrhundert. Herzog Ludwig I. ließ um 1370 auf den Unterbauten einer 140 Jahre früher gebauten Festung 4 Flügel mit Ecktürmen um einen Innenhof errichten. Heute wird das Schloss als Museum genutzt.





Blick auf die Brücke in Saumur aus dem Jahr 1770:



Bei Bouchemaine überquerte ich die Maine kurz vor ihrer Mündung in die Loire. Ab hier ist die Loire für Ausflugsschiffe befahrbar. Und ich sah tatsächlich heute zum ersten Mal ein kleines Motorboot auf der Loire fahren! Ausflugsschiffe sah ich nicht. :-)

Montjean-sur-Loire - mein heutiges Etappenziel - erreichte ich um 16 Uhr 30. Mein Hotel lag direkt auf der Route und direkt an der Loire.

Mein nächstes Etappenziel war Nantes! Und Nantes ist nur noch ca. 55 km von der Mündung der Loire in den Atlantik entfernt! Das regte mich natürlich dazu an, über meine Rückfahrt nachzudenken.

Variante 1: Rückfahrt mit dem Zug über Paris mit 5 bis 7 mal umsteigen - mäßig teuer, in Paris muss man den Bahnhof wechseln (50 Minuten Zeitaufwand).
Variante 2: Rückfahrt mit dem Zug über Strasbourg mit 2 bis 3 mal umsteigen – noch teurer.
Variante 3: Rückfahrt mit dem FlixBus ohne Umsteigen - billig, dauert aber 25 Stunden.

Vor dem Abendessen rief ich bei der Hotline von FlixBus an. Leider war ich nach dem Telefonat auch nicht schlauer. Mein Fahrrad war noch immer eine offene Frage. Der FlixBus hat auf der Strecke Nantes-Wien keine Fahrradmitnahme (das wusste ich vorher auch schon). Das ist aber kein Problem, da ich ja mein Fahrrad falten kann. Ein Faltrad muss als Sondergepäck angemeldet werden. Das kann man im Buchungsprozess online erledigen. Trotzdem muss man 48 Stunden vor Abfahrt bei der Hotline anrufen und das Faltrad anmelden. Wenn zu viel Gepäck im Bus ist, darf das Rad trotzdem nicht mit. Das Faltrad muss in einer dafür geeigneten Tasche oder einem dafür geeigneten Koffer verpackt sein. Und das ist irgendwie ein Blödsinn. Ich habe keine Tasche bzw. Koffer. Ich fahre ja auch nicht 2.500 km quer durch Europa mit Tasche oder Koffer im Schlepptau. Ich hatte im Gepäck eine Fahrradgarage mitgenommen. Wenn ich damit das gefaltete Fahrrad einwickle ....

Da ich morgen in Nantes war, nahm ich mir auf jeden Fall vor, mir die FlixBus-Haltestelle anzuschauen. Da fahren ja viele Busse weg. Vielleicht kann ich vor Ort einen Busfahrer darauf ansprechen und ihn fragen?

Aber ein bisschen Zeit zum Grübeln hatte ich ja noch :-)

Gesamtstrecke 110,37 km
Temperatur vormittags zwischen 16 und 25 °C (in der Früh 8 °C), nachmittags bis 30 °C
KEIN Wind! Sonnig, nachmittags bildeten sich ein paar kleine Wolken am Himmel
Summe aller Steigungen: 323 m


Tag 27 – 10 September 2018 (Montjean-sur-Loire bis Nantes):
Ich startete um 7 Uhr 57. Teilweise blauer Himmel mit ein paar weißen Wolkenfeldern, die Temperatur lag bei 10 °C. Mein Quartier lag direkt am Radweg "Loire à Velo" und direkt an der Loire. Ich brauchte nur losfahren.

Morgenstimmung an der Brücke über die Loire in Montjean-sur-Loire:





Die ersten 14 km fuhr ich auf der Straße. Danach ging es auf einer Sandpiste weiter.

Ab Ancenis hielt ich bereits Ausschau nach Kilometerangaben bis Saint Brevin les Pins. Ich müsste doch schon unter 100 km vom Atlantik und somit von Saint Brevin les Pins entfernt sein? Ich sah aber keinen einzigen Hinweis, Saint Brevin les Pins war heute noch nicht angeschrieben. Googlemaps sagte mir kurz nach Ancenis bereits:

UHU !!!!!!!!!!!!!!!!!

Unter hundert Kilometer bis zum Atlantik!

In Oudon schickte mich die Route auf eine ganz wilde Piste. Grobe Steine, spitze Steine, Geröll, Sand. SCHLIMM! 10 km rumpelte ich dahin, zweimal verlor ich eine meiner Packtaschen und musste sie wieder befestigen. Ich hatte wohl die französischen Radwege vor ein paar Tagen zu früh gelobt. Die Rumpelpiste endete mit Kopfsteinpflaster (auch nicht gerade gut zu befahren). Mein einziger Trost war der schöne Ausblick auf die Loire.





Um die Mittagszeit war ich bereits in einem Vorort von Nantes und kurz danach mitten in Nantes. Ortstafel sah ich keine, ich war nur auf einmal auf einer Uferpromenade und sah Hochhäuser neben mir. Und die Straßenschilder zeigten mir, dass ich schon in Nantes war.



Und nun ging's los. Ich suchte die FlixBus-Haltestelle. Auf der Homepage war eine Adresse angegeben, die ich ins Navi eingab. Da fand ich auch eine Busstation, hier war aber die Haltestelle für städtische Busse. Der Busfahrer, den ich ansprach, wusste nichts von einem FixBus. Neben dem Arreal war ein Informationsbüro. Also fragte ich da nach: Hier gibt es keinen FlixBus. Sie müssen zum Ticketbüro von FlixBus fahren, dort ist die Bushaltestelle. Ich rief bei der FlixBus-Hotline an, da war ich in der ewigen Warteschleife, bis ich ganz rausflog. Hmpf... Der FlixBus fährt laut Fahrplan um 0:55 ab. Was mache ich, wenn ich um 0:55 am falschen Ort stehe? Was mache ich, wenn der Fahrer mein Rad nicht mitnimmt? In Nantes auf die Parkbank setzen und warten, bis die Sonne aufgeht. Idyllisch ...

Ich fuhr zu meiner Variante Rückfahrt mit dem Zug oder in anderen Worten zum Bahnhof von Nantes. Baustelle, Absperrungen, Rampe. Rundherum, andere Seite. Wieder Absperrung. Noch eine Rampe. Aaah da ist das Ticket Office. Der nette Mann beim Eingang fragte mich gleich, was ich brauche, und zog dann beim Automaten eine Wartenummer für mich. Ich wartete .... und wartete .... und wartete. Dann stand endlich meine Nummer auf dem Bildschirm. Ich erklärte dem Mann am Schalter, dass ich eine Zugverbindung von Nantes nach Wien brauche. - "Sie haben eine falsche Nummer gezogen, Sie brauchen eine Nummer für den internationalen Schalter!" Er ging zum Automaten und zog eine neue Nummer für mich. Ich wartete .... und wartete .... und wartete. Irgendwann ging ich mit meiner internationalen Nummer zu einem der Schalter und fragte nach, wann endlich meine Nummer auf dem Bildschirm erscheinen wird. - "Der Mitarbeiter, der für internationale Zugverbindungen zuständig ist, ist heute nicht mehr da."

GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

Somit hatte ich fast 3 Stunden verbraten, ohne irgendetwas erreicht zu haben. Ich tendierte jetzt trotz Bahnhof-Chaos wieder eher zur Variante Heimfahrt mit dem Zug. Aber ich hatte noch immer ein bissl Zeit zum Grübeln :-)

Ich schnappte mein Rad, gab die Adresse meiner Unterkunft ein, und fuhr los. Das klappte wunderbar, auf mein Navi ist Verlass! Meine Unterkunft war ein Selbstversorger-Appartement, bei dem man Frühstück dazu bestellen konnte.

Gesamtstrecke 71,20 km
Temperatur vormittags zwischen 16 und 25 °C (in der Früh 10 °C), nachmittags bis 29 °C
KEIN Wind! Sonnig mit ein paar weiße Wolken am Himmel
Summe aller Steigungen: 126 m


Tag 28 – 11 September 2018 (Nantes bis Saint-Brevin-les-Pins):
Ich startete um 7 Uhr 54. Strahlend blauer Himmel ohne ein einziges Wölkchen am Himmel. Richtig kitschig. Die Temperatur lag bei 10 °C. Mein Quartier lag in der Nähe der Loire und somit in der Nähe des "Loire à Velo", den ich dank Navi gleich fand. Danach orientierte ich mich in erster Linie an den Radwegschildern. Ohne die wirklich gute Beschilderung hätte ich nicht so leicht aus Nantes herausgefunden. Nantes ist eine Großstadt, und hier gibt es E-Straßen und N-Straßen und Zubringer zu verschiedenen Autobahnen. Und da der "Loire à Velo" im Bereich von Nantes derzeit ein Provisorium ist, war die Beschilderung sehr hilfreich.

Idyllische Morgenstimmung in Nantes ... öhm:







Der Nebel hielt sich heute noch eine ganze Weile, bevor er sich aufzulösen begann. Bei Coueron (bzw. le Pellerin am linken Ufer der Loire) musste ich die Fähre nehmen, um auf die andere Seite der Loire zu gelangen. Sie tauchte aus dem Nebel auf ...









Und nach der Überfahrt war zum ersten Mal Saint-Brevin angeschrieben. Hier erreichte ich nach Tagen der "Kanallosigkeit" wieder einen Kanal: den Canal Maritime de la Basse Loire (auch genannt Canal de la Martinière), den ich bis kurz vor Palmboeuf entlangfuhr. Dieser Kanal wurde 1892 eröffnet, um größeren Schiffen die Zufahrt vom Atlantik nach Nantes zu ermöglichen, da die Loire wegen ihrer Sandbänke zwischen Palmboeuf und Le Pellerin für schwere Schiffe häufig unpassierbar war. Im frühen 20. Jahrhundert wurde der Kanal jedoch wieder aufgegeben und dient heute zur Regulierung des Wassers der Sumpfgebiete in der Umgebung.











Palmboeuf bot mir nach der Idylle der Kanalfahrt ein ganz anderes Bild - das veränderte Bild der Loire hatte sich im Hafen von Nantes bereits angekündigt. So hatte ich die Loire gar nicht kennen gelernt, aber der Blick auf die Loire zeigte mir natürlich auch, dass der Atlantik nicht mehr weit entfernt war! Im Hintergrund sah ich bereits die Häuser von Saint-Nazaire auf der rechten Seite der Loire-Mündung. Und wenn man ganz genau schaut, sieht man auch die Saint-Nazaire-Brücke, die Saint-Nazaire mit Saint-Brevin-les-Pins, die Stadt auf der linken Seite der Loire-Mündung, verbindet.





Nach Palmboef fuhr ich wieder einmal auf die Piste. Es war allerdings diesmal ein sehr gut befahrbarer Sandradweg ohne grobe Steine, keine Rumpelpiste.





Die Saint-Nazaire-Brücke (Pont de Saint-Nazaire) ist eine Schrägseilbrücke zwischen Saint-Nazaire und Saint-Brevin-les-Pins an der Mündung der Loire in den Atlantik. Die Brücke wurde 1974 erbaut und am 18. Oktober 1975 eröffnet. Damals war sie die Schrägseilbrücke mit der weltweit größten Stützweite. Die Gesamtlänge der Brücke beträgt 3.356 m. Die Hauptbrücke wird von einer nördlichen und einer südlichen Rampe mit dem Festland verbunden. Die beiden Rampen haben einen Steigungsgrad von 5,6 %.



Beim Vorbeifahren schaute ich mir noch die Fahrradzufahrt zur Rampe an. Diese Brücke ist nämlich für Radfahrer zugelassen und hat zu Beginn einen schmalen Fahrradstreifen, der allerdings (angeblich?) bald aufhört.

Und dann - nach 58,08 km (insgesamt nach 2.531,69 km ab Wien) - stand ich am Ufer des Atlantischen Ozeans in Saint-Brevin-les-Pins.

ICH BIN MIT DEM RAD ZUM ATLANTIK GEFAHREN!









Hier am Strand von Saint-Brevin an der sogenannten Hundenase (le Nez de Chien) liegt die "Serpent d'Océan", eine 130 m lange Aluminiumskulptur des Künstlers Huang Yong Ping aus dem Jahr 2012, die ein langes Skelett einer imaginären Seeschlange darstellt.

Mein Hotel bezog ich um 14 Uhr.

Am Nachmittag ging ich noch am Strand spazieren und machte u.a. auch das obligatorische "ich war im Wasser"-Foto! Bis zu den Knien war ich im Wasser :-) Ich stellte fest, dass das Meer überhaupt nicht kalt war!







Ich hatte mich dazu entschlossen, mit dem Zug zurückzufahren. Freitag war mir zu früh, am Wochenende sowie am Montag war die von mir bevorzugte Bahnverbindung (Variante 2 über Strasbourg und Frankfurt) ausverkauft. Für Dienstag, den 18. September, hatte ich aber ein Ticket mit Supersparpreis Europa und Sparschiene Deutschland bekommen und online gebucht. Somit stand meine Rückfahrt fest. Der Zug fuhr ab Nantes. Ich hatte die Wahl, entweder am Dienstag SEHR zeitig in der Früh mit einem Regionalzug von Saint-Nazaire nach Nantes zu fahren oder am Vortag mit dem Rad nach Nantes zu fahren, was mir eigentlich lieber war. Somit hatte ich jetzt Zeit bis Montag und Relaxen stand jetzt auf dem Programm.

Für den nächsten Tag nahm ich mir vor, die andere Seite der Mündung zu besuchen: Saint-Nazaire. Das hieß, morgen über die Saint-Nazaire-Brücke zu fahren!

Gesamtstrecke 58,08 km
Temperatur vormittags zwischen 16 und 20 °C (in der Früh 10 °C), nachmittags bis 23 °C
KEIN Wind, hier in Saint-Brevin ist es allerdings leicht windig (Meeresbrise)! Sonnig mit ein paar weiße Wolken am Himmel
Summe aller Steigungen: 98 m


To be continued ...