Vom Baltikum über Finnland nach Schweden

von: Fahrradauszeit

Vom Baltikum über Finnland nach Schweden - 26.09.18 18:53

Die Fahrt führt von Kiel mit der Fähre bis zur Stadt Klaipėda in Litauen. Die Reise mit der Fähre dauert gut 20 Stunden.

Nach kurzer Fahrt in Litauen fahre ich anschließend durch Lettland und komme durch die lebendige Hauptstadt Riga. Weiter geht es Richtung Norden nach Estland. In der estnischen Hauptstadt Tallinn nehme ich die Fähre nach Helsinki. Von dort führt die Route bis zur westlichen Küstenstadt Turku, wo ich die Fähre nach Stockholm nehme.

Die Schiffsfahrt von Finnland nach Schweden verläuft durch das Schärenmeer. Die Fahrt ist einmalig und eine willkommene Abwechslung zum Radfahren. Man sollte für die 11 stündige Überfahrt unbedingt tagsüber eine Fähre wählen, da man im Dunkeln das einmalige Meeresgebiet nicht genießen kann.

In Schweden ist mein Zielort die großartige Stadt Göteborg. Von dort benutze ich die vierte und letzte Fähre zu meinem ursprünglichen Startpunkt Kiel und der Kreis schließt sich.


Streckenverlauf der gesamten Tour




Der Streckenabschnitt aus Litauen


19.05.2018 - Kilometer 10
Bissendorf - Hannover - Hamburg - Kiel

Taschen sind gepackt, Fahrrad repariert, Ticket gebucht. Es kann losgehen.


Die Zugfahrt geht über Hannover und Hamburg nach Kiel.


Auf dem Weg zum Hafen in Kiel sehe ich ein Straßenschild von meinem ersten Ziel in Litauen, die Stadt Klaipėda.


Die Fähre vor der Beladung.


Nach 2 Stunden ist alles, bis auf den letzten Zentimeter, voll gestellt.


Das Wetter wird immer besser und viele Passagiere genießen wie ich den Sonnenuntergang. Bei so einem Reisebeginn kann es eigentlich keine Steigerung geben.





20.05.2018 - Kilometer 6 / Gesamt: 16
Klaipėda

Eine Fahrt auf der Ostsee kann lang werden. Zum Glück habe ich einen weiteren Radler aus Hamburg getroffen, der nach Weißrussland will und wir haben genug Themen um die Zeit zu überbrücken.


Meine Route verläuft Richtung Norden. Leider reicht meine Zeit nicht für die Erkundung der Kurischen Nehrung, die südlich von Klaipėda liegt. Die 98 km lange Halbinsel ist ein Weltkulturerbe. Ein Foto vom Schiff geht dennoch.


Bei der Einfahrt zur Anlegestelle in Klaipėda sieht man die Personenfähre zur Kurischen Nehrung.


Nach einer sehr ruhigen Schiffsfahrt bin ich an meinem Startpunkt angelangt.



21.05.2018 - Kilometer 95 / Gesamt: 111
Klaipėda nach Liepāja

In Litauen ist der Europaradweg R1, der in London startet und in Sankt Petersburg endet, vorbildlich ausgeschildert. Merkwürdig ist nur, dass der Radweg hier als Nr. 10 zu sehen ist.


Der Weg ist komplett geteert und fantastisch zu fahren.


Ich habe zufällig einen neuen Sport gefunden: Wettfahrt mit mir am Strand. Los geht es...


Für 20 Meter volle Pulle fahren...


Geschafft, ich bin Erster :-)


Plötzlich erscheint die Affenbrücke (beždžionių tiltas). Die Brücke kann auch als Schaukel eingesetzt werden.


Nach 45 Kilometer bin ich an der Grenze nach Lettland. Hier wird ordentlich gebaut.


Leider muss ich die nächsten 50 Kilometer an der eintönigen Bundesstraße fahren. So unterschiedlich kann es laufen.



Der Streckenabschnitt aus Lettland




22.05.2018 - Kilometer 95 / Gesamt: 206
Liepāja nach Jūrkalne

Plötzlich erscheint hinter grauen Plattenbauten eine orthodoxe Kirche. Der bauliche Kontrast von den einfachen Wohnhäusern und der prächtigen Kirche ist extrem.


Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass immer alle Landstraßen geteert sein müssen. Ich bin zumindest heute 25 Kilometer Schotterpisten gefahren.


Unangenehm staubig wird es erst wenn der Gegenverkehr kommt und es hat nicht ein Fahrzeug die Geschwindigkeit reduziert.


Ist das nicht eine prächtige Baumdurchfahrt?


Eigentlich wollte ich wieder campen, aber der gut ausgeschilderte Campingplatz an meinem Zielort entpuppte sich als besserer Rastplatz ohne sanitäre Anlagen. Somit plane ich kurzfristig um und nehme das nächste Hotel.
Im Restaurant treffe ich zwei deutsche Fahrradfahrer, die in Dortmund los geradelt sind und nach Sankt Petersburg wollen. Sicherlich auch eine tolle Strecke.



23.05.2018 - Kilometer 107 / Gesamt: 313
Jūrkalne nach Kandava

Es gibt heute keine Abwechslung. Für eine Streckenbeschreibung reicht ein Bild.


Pausen mache ich an den Bushaltestellen. Merkwürdig ist nur, dass ich meistens in der Nähe der Haltestellen keine Häuser sehe.


Mit den Campingplätzen habe ich kein Glück. Wobei das derzeit gar nicht schlecht ist, weil ich so öfters in den Genuss eines Hotelzimmers komme. Für eine Nacht zahle ich durchschnittlich 38 Euro inkl. Frühstück.


24.05.2018 - Kilometer 68 / Gesamt: 381
Kandava nach Jūrmala

In der lettischen Region Kurland (lettisch Kurzeme) überwiegen die Waldflächen. Ähnliches Bild wie gestern nur ca. 100 Kilometer weiter.


Ein Holzfuß im Sumpf. Ach ja, Mücken gibt es hier auch.


Zwei Tage habe ich keine Ostsee gesehen. Bei der ersten Gelegenheit gibt es eine "Fahrt ins Blaue".


Fantastischer, kilometerlanger, einsamer Ostseestrand.


Mein Mittagsmenü ist bescheiden, aber in der Sonne an der Ostsee.


Nun klappt es auch wieder mit dem Campingplatz. Ich habe die Blumenwiese für mich ganz alleine.



25.05.2018 - Kilometer 38 / Gesamt: 419
Jūrmala nach Riga

Mein heutiges Ziel ist Riga, die fast 700.000 Einwohner zählende Hauptstadt von Lettland. Vom Campingplatz "Riga City Camping", der sich genau am Messegelände befindet, gehe ich ca. 1,5 km in die Altstadt und natürlich gibt es wieder eine Brücke. Im Hintergrund sieht man mindestens vier Kirchtürme. Ich habe gelesen, dass es etwa 40 Kirchen in Riga gibt.


Es ist meiner Meinung nach schwierig mit wenigen Bildern eine Stadt zu beschreiben. Ich versuche es dennoch.







26.05.2018 - Kilometer 82/ Gesamt: 501
Riga nach Tūja

Tallinn, mein Ziel in drei Tagen, ist schon ausgeschildert.


Was macht Münchhausen hier? Werbung für ein Münchhausen-Museum im Ort Dunte.


So nah war ich der Ostsee mit meinem Zelt noch nie, aber so viele Mücken wie hier habe ich während der ganzen Tour nicht mehr.



27.05.2018 - Kilometer 116 / Gesamt: 617
Tūja nach Pärnu

Leider ist der ausgeschilderte Fahrradweg durch den herrlichen Wald auf einer Strecke von 15 Kilometer nicht befahrbar. Auf dem Sandweg kommt mein schweres Rad nicht durch.


An der Grenze nach Estland gibt es ein lustiges Zusammentreffen der Nationen: 1 Argentinier, 2 Nordiren, 2 Einheimische aus dem nahegelegenen Dorf und meine Wenigkeit. Die zwei Dorfbewohner sind von dem Treffen an ihrer Grenze so beeindruckt, dass der eine Dorfbewohner eine Flasche Sekt öffnet und die Flasche einmal herumreicht.
Jetzt weiß ich auch wofür Grenzen da sind: Leute treffen, Spaß haben und Sekt trinken.


Wo kommen plötzlich die ganzen Radwege her?


Dass ich mich immer nördlicher befinde sieht man jetzt an den Straßenschildern, wobei sich der Elch noch nicht gezeigt hat.




[url= https://fahrradauszeit.de/images/k2_category/2018_Reiseblog_Nordosteuropa_Estland_800x400_85.jpg]
Der Streckenabschnitt aus Estland [/url]


28.05.2018 - Kilometer 112 / Gesamt: 729
Pärnu nach Haapsalu

Da fahre ich nun über 110 Kilometer und nur ein Internetwegweiser kommt mir vor die Linse. Das Land ist wirklich dünn besiedelt. Von Pärnu bis nach Haapsalu durchfahre ich nur einen Ort, der einen Lebensmittelladen hat.



29.05.2018
Kilometer 119 / Gesamt: 848
Haapsalu nach Saue

Links sieht man die Ostsee, dazwischen eine Wiese und ich genieße auf der wenig befahrenen Straße die Natur. Seit Tagen habe ich bestes Radfahrwetter mit viel Sonne, wenig Wind und 25 Grad.


Hier lebt es sich als Kuh nicht schlecht. Ein abgezäunter Privatstrand für die ganze Herde.


Ich biege einen kleinen Feldweg zur Ostsee ab und bin an dem einsamsten Strand, den ich kenne. Hier hört man nur Vogelgeräusche.


Das ist ein Vogelparadies.


Wo geht es jetzt lang?


Schon klar.


Auf Moos gebettet.


Es ist nicht nur bei den Bushaltestellen so, auch bei den Briefkästen fehlen die Häuser.



30.05.2018 - Kilometer 22 / Gesamt: 870
Saue nach Tallinn

Tallinn, mit seinen rund 430.000 Einwohnern, ist meine letzte Station in Estland und somit auch im Baltikum.


Beim Schlendern durch das Zentrum der Altstadt komme ich am Tallinner Rathaus vorbei.


Für den sportlichen Turmaufstieg der Olaikirche muss ich 3 Euro zahlen. Die Kirche ist nach dem norwegischen König Olav II. Haraldsson benannt, der als ein Beschützer der Seefahrer betrachtet wird.




Belohnt werde ich mit einer herrlichen Aussicht auf die Stadt.


Hier sieht man die Dicke Margarethe, das ist ein Wehrturm von der Stadtbefestigung in Tallinn. Interessant finde ich den Hinweis, dass im Mittelalter Tallinn eine der am besten befestigten Städte an der Ostsee war.


Auf dem Weg zum Campingplatz komme ich an der tallinischen Version der Herrenhäuser Gärten vorbei. Verblüffend ist diese Ähnlichkeit.



31.05.2018 - Kilometer 0 / Gesamt: 870
Pausentag in Tallinn

Mein erster Pausentag gibt mir die Möglichkeit Tallinn noch besser kennenzulernen. Die imposante und teilweise sehr gut erhaltene Stadtmauer verleiht der Altstadt einen märchenhaften Charme.


Aufgrund der Warteschlange vor dem Eingang der Alexander-Newski-Kathedrale auf dem Domberg weiß man wo die Touristenbusse halten. An diesem Standort war ursprünglich ein Lutherdenkmal vorgesehen, dessen Errichtung von den russischen Behörden jedoch untersagt wurde.


Lass Tulpen blühen.


Die Fähre nach Helsinki steht schon bereit. Ab jetzt geht es für mich nur noch westwärts.



Schön war es im Baltikum.
Wer nicht an jeder Ecke ein Lokal benötigt und zwischendurch einmal etwas länger fahren kann oder will, für den ist das Baltikum ein tolles Fahrradreiseziel.

Es folgen die Berichte aus Finnland und Schweden.