Re: Rund um Deutschland

von: fabianovic

Re: Rund um Deutschland - 02.08.19 20:44

7. Abschnitt: 16.06. - 21.06.2019; Schwarzenberg im Erzgebirge – Eisenhüttenstadt; ca. 450 km

Am 16. Juni erfolgte erst einmal die weite Anreise mit dem Zug von Karlsruhe nach Schwarzenberg. Zum erstenmal fuhr ich, zwischen Frankfurt und Leipzig in einem ICE mit Fahrrradmitnahme. Wäre schön, wenn das mit allen ICE´s ginge. In diesem Jahr war ich wieder alleine unterwegs und hatte auch kein Zelt dabei.



Für die Nacht hatte ich mich im selben Hotel, wie am Ende des letzten Abschnittes einquartiert. Leider hatte die wunderschöne Kneipe in der wir im letzten Jahr so schön unseren Tourabschluss begossen hatten, am Sonntag Abend zu. So aß ich in meinem Hotel ganz passabel zu Abend und ging nach einem kurzen Verdauungsspaziergang früh ins Bett.

17.06.2019; Schwarzenberg – Deutscheinsiedel

Bei wunderbarem Sommerwetter ging es erst einmal noch auf deutscher Seite durch hügelige Landschaft langsam hoch zur tschechischen Grenze.


Dadung dadung, die guten alten DDR-Betonwege







Im tschechischen Bergland wurde es dann einsamer, schöner und wilder. So liebe ich das Radeln, wenn mich plötzlich die Glückgefühle überkommen und ich kurz vorher noch über den Sinn der Quälerei nachgedacht habe oder zumindest die üblen Anstiege verflucht habe.













Bei Satzung ging es noch mal kurz über die grüne Grnze nach Deutschland, um kurz später in Tschechien wieder auf die Route 23 zu gelangen.





Zum Übernachten fuhr ich in Deutscheinsiedel wieder über die Grenze, wo ich mir im im Hotel „zum Einsiedler“ ein Zimmer gebucht hatte. Hier ist man eher auf Wintersport eingestellt und ausser mir sind wohl hauptsächlich Handwerker einquartiert.


Postsozialistische Styropor-Holzimitat-Kassettendecke des ausgehenden 20. Jahrhunderts

Leider habe ich dann auch noch da gegessen. Erstaunlich hohe Preise für nicht so erstaunlich mässiges Essen. Anschliessend machte ich noch einen Verdauungsspaziergang hinüber nach Tschechien. Dort an der modernen Grenzstation (Tankstelle,
Duty-Free-Shop, Restaurant) trank ich noch ein Bier. Das Essen, das die Tischnachbarn serviert bekamen, sah deutlich besser aus und kostete vermutlich weniger als die Hälfte.





18.06.2019; Deutscheinsiedel – Snežník

Am morgen musste ich dann auch noch auf den Wirt warten, bis es dann endlich Frühstück gab.
Dann ging es schnell wieder nach Tschechien hinüber, dass ich heute nicht mehr verliess.

Den ganzen Tag folgte ich der Route 23, die mich über einsame Strässchen und Waldwege durch die schöne Landschaft führte.









Am Mittag kehrte ich im Golfhotel in Cinoves ein, wo es einen leckeren Hirschburger gab.



Weiter ging das muntere Auf und Ab durch die weiterhin hügelige aber nun offenere Landschaft.













Bei Tisa fuhr ich durch interessante Felsfornationen...



...bevor ich am Nachmittag ziemlich erschöpft in Snežník ankam. Eigentlich hatte ich ja geplant heute bis Decin zu kommen. Aber das schöne kleine Guest-House www.chaloupka-sneznik.cz hier oben in den Bergen war zu verlockend.
Die Pension ist in einem alten Umgebindehaus untergebracht, dass der Inhaber mit viel Aufwand saniert hat. Es gibt dort keinen Alkohol nicht eimal Kaffee, aber ein exzelentes vegetraisches Frühstück. Das ganze für etwa 25 €. Der Inhaber ist gleichzeitig Masseur, Yoga-, Tauch- und Kletterlehrer, also ein sehr aussergewöhnlicher Typ. Er sagte, er hätte seit zehn Jahren keine Nachrichten geguckt und keine Zeitung gelesen.









Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt.
Am Abend machte ich noch eine kleine Wanderung auf den Decinsky.









19.06.2019; Snežník – Waltersdorf

Nach dem wunderbaren Frühstück sauste ich die etwa zehn Kilometer durch den Wald nach Decín hinab und überquerte dort die Elbe.





Decín hatte ich schon auf meiner Tour 2006 von Prag kommend durchquert und sogar hier übernachtet. Ich fuhr die steile Rampe zum Schloss hinauf.



und besichtigte den Schlosshof. Vor dreizehn Jahren war ein Großteil des Schlosses noch nicht saniert gewesen. Jetzt alles picobelleo.





Von Decín fuhr ich dann weiter das hübsche Ploucnice-Tal und dann weiter das Bystra-Tal nach Ceská Kamenice hinauf.







Dort kehrte ich in ein gut besuchtes Wirtshaus ein, wo schon ordentlich Bier gertrunken wurde. Ich begnügte mich mit einer Cola und einer Forelle.




Von hier fuhr ich dann weiter das Kamenice-Tal hinauf den Zittauer Bergen entgegen. Ein Großteil der Strecke war wegen Baurbeiten gesperrt, so dass ich fast alleine diese wunderschöne Tal hinauffuhr.
















Herrliche Abkühlung im Hranicni-See.

Und in Dolni Svetla kehrte ich noch auf eine wirklich köstliche Gurken-Limo ein. Eiskalt und erfrischend.



Das war das kulinarische Highlight auf dieser Etappe. Ich trank gleich zwei Stück davon.

Anschliessend ging es auf Schotterpiste hoch zur Grenze...



...und dann noch ein kurzes Stück hinab nach Waltersdorf. Hier hatte ich mich im oberen Ortsteil im Wanderhotel Sonnebergbaude einquartiert. Auch diese Unterkunft war in einem schönen Umgebindehaus untergebracht. Hier im Oberdorf stehen eine paar besonders schöne Exemplare dieses Bautyps herum, die ich mir bei einem abendlichen Spaziergang noch anschaute.













20.06.2019, Waltersdorf – Bad Muskau

Nach drei „Bergetappen“, die bei meiner mässigen Fitness doch ganz schön anstrengend waren, sollte es nun endgültig hinab und raus aus den Bergen gehen.
Erst einmal ging es aber die ersten paar hundert Meter zurück hoch an die tschechische Grenze.
Ich blieb aber in Deutschland und fuhr einen schönen Waldweg hinüber in den Kurort Jonsdorf. Hier hatte ich schon mal vor Jahren ein paar Ruhetage eingelegt und war in den Zittauer Bergen wandern. Nach ein paar Einkäufen ging es aber schnell weiter zum Drei-Länder-Eck Deutschland/Polen/Tschechien.





Von nun an ging es meistens flach entlang der Neisse.






Bei Radomiezrycie fuhr ich zum erstenmal hinüber nach Polen. Die ersten Polen den ich dort begegnete liefen mir auch gleich beinahe ins Rad, weil Sie alle drei sturzbetrunken waren.



Von Radomierzycie führt auf auf polnischer Seite ein gut ausgebauter Fahrradweg entlang der Neiße.

Bei Görlitz überquerte ich wieder die Grenze und ging in der Görlitzer Altstadt Mittagessen.



Seit meinem letzten Besuch in Görlitz vor 11 Jahren hat sich hier doch einiges getan. Auch damals schon war die Altstadt komplett saniert, wirkte aber ziemlich unbelebt. Wir fanden damals kein Café, was uns einladend genug erschien. Jetzt ist es geradezu schick in der Altstadt. Im Café Herzstück wurde mir ein leckeres Nudelgericht mit Zucchini und Zitronen serviert.

Am Nachmittag fuhr und fuhr ich. Manchmal wars ein wenig langweilig, manchmal auch sehr schön und die meiste Zeit blies der Wind von hinten.









Da ich vorher keine mir genehme Unterkunft fand, radelte ich dann durch bis Bad Muskau, was für mich an diesem Tag rekordverdächtige 138 km waren. In Bad Muskau musste ich dann das beste (und vermutlich teuerste) Haus am Platze nehmen.



Das Kulturhotel Fürst-Pückler-Park liegt direkt am Eingang desselben. Und ich genoss es sehr durch diesen wirklch wunderschönen Park zu flanieren.











Im Hotel habe ich dann für das gehobene Preisniveau zu schlecht gegessen.




Deshalb nur ein Bild vom Aperitf.

21.06.2019; Bad-Muskau – Eisenhüttenstadt

Beim Frühstück im Hotel war ich umringt von Polizisten, die auch hier einquartiert waren und anschliessend zum Einsatz aufs Nazi-Konzert fuhren.

Ich fuhr noch ein Ründchen durch den Park, der sich auch nach Polen hinüber erstreckt.











Auf ponischer Seite ging es weiter, über zum Teil sandige Pisten. Das scheint ja eine polnische Spezialität zu sein. Aber die Gegend war schön und verträumt.











Bei Zelz wechselte ich mal wieder die Seite. Heute blies mir der Wind leider entgegen, so dass es deutlich zäher war als gestern.

In Forst kam ich am Rosengarten vorbei..




...fuhr kurz in die Innenstadt, die noch genau so wenig einladend wie vor elf Jahren ist. Also schnell weiter, nun ging es hauptsächlich auf dem Deich entlang der Neisse und später der Oder weiter gegen den Wind.





In Guben machte ich noch einen Zwischenstopp und kam am Eiscafé Venezia vorbei. Ich liebe es ja auf Radtouren mir mit Eiscreme die nötigen Kalorien zuzuführen.
Ich bestellte drei Kugeln Eis, Pistazie, Haselnuss und Amarena.

„Ham wa nich“

„Ja, welches nicht?“

„Keins davon“

„Welche Sorten haben Sie denn?“

„Äh..Maracuja-Sahne und .. ääh, ach gehnse doch rein und gucken selber!“

„Ach ja, ich nehm dann doch nur einen Cappuccino und ein Wasser“

Für den Cappuccino wäre man in Venezia im Kanal versenkt worden, kostete aber satte 3,50 €.
Kein Wunder, dass hier alle nach Polen rüber gehen zum konsumieren.

Kurz vor Eisenhüttenstadt, die Beine taten mir schon weh, liess ich mich von einem Einheimischen tastächlich noch überreden einen Umweg über Neuzelle zu fahren, um mir das Zisterzienserkloster anzuschauen.

Der Umweg hat sich gelohnt. So eine barocke Pracht habe ich selten gesehen!









In Eisenhüttenstadt habe ich leider nichts mehr von der Stadt gesehen, sondern bin direkt zum Bahnhof. Da hatte ich dann auch schon wieder 100 km in den Beinen.



Von dort nahm ich den Zug über Frankfurt (Oder) nach Köpenick, wo ich noch einen schönen Sommerabend mit Döner, Bier und Live-Musik am Seeufer verbrachte.







Es war wieder ein schönes Teilstück meiner Deutschlandumrundung . Am schönsten fand ich es im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. An Oder und Neisse wurde es mir manchmal etwas langweilig. Die Gegend an der polnischen Grenze wirkt wirklich etwas abgehängt und die Menschen oft frustriert.
Ich befürchte, dass der schönste Tel meiner Runde nun vorbei ist.

Aber bald komme ich ja ans Meer (so in etwa 400 km). Das wird dann wohl erst im nächsten Jahr sein.