Re: Die Legende von Pirineosaurus

von: veloträumer

Re: Die Legende von Pirineosaurus - 07.06.22 18:23

Das ist schwer zu sagen, weil Einsteiger-Tour meist so ein bisschen wie nach Vorschrift fahren klingt, die berüchtigten "must haves". Am meisten Mainstream war meine erste Komplett-Längsachse im Jahre 2004, mit Andorra/Port d'Envalira (höchster Pyrenäenpass, trotzdem eher verzichtbar, aber bringt halt Renomee), mit zwei spanischen Teilen im Osten (Bonaigua-Pass lohnt in jedem Fall, auch Coll del Canto ist wegen des Ginsters reizvoll, auch hart) und im Westen (Lumbier/Foz-Schluchten, Pamplona, Bidasoa-Tal und Westpunkt San Sebastian), aber auch schon Mitte (Nationalpark Ordesa) und etwas Sierra de Guara sollte rein (die Nordzugänge sind einfacher einzubauen, wenn auch die spektakulären Felsen eher zur Südseite sind - kann man aber mit Wandertag ausgleichen). Die französische Seite mit etwas Corbières, ein Blick auf den Canigou, vielleicht die Felsorgeln von Ille-sur-Têt, und nach dem Val d'Aran die Route des Grands Cols, die bekanntesten Pässe im Zusammenhang mit der Tour de France, Tourmalet, Aspin und Aubisque in jedem Fall. Aude-Schlucht? Cerdagne? Col de Pailhères? ...

Dabei bleiben natürlich viele Preziosen liegen. Bei 30 Tagen geht auch etwas mehr, weil die Hauptlinie schon schnell fahrbar ist. Ein echtes Highlight finde ich die Sierra del Cadí auf der katalanischen Seite - da sollte man was von mitnehmen (Pedraforca, rote Felsen westlicher davon), evtl. auch statt Andorra oder als Ergänzung. Wenn die Schotterabfahrt in Frage kommt, sollte man über Andorra auch die Route über den Col de Cabús und über Tor einplanen. Stattdessen kann man den Envalirapass auslassen. Auch der Ordinopass macht mehr Spaß, wenn er als Zusatz reinkommt, bringt aber keine Strecke vorwärts.

Auf dieser "ersten" Pyrenäenreise war noch recht wenig Irati im Westen dabei, das sollte noch etwas mehr in den Fokus (dazu gute Hinweise in meiner Tour "Euskal Herria). Auf der spanischen Seite sehe ich noch den Nationalpark Aigüestortes, für den man aber auch eine Wanderung benötigt. Es macht da auch Sinn, von der Bonaigua-Passstraße den Zugang zu suchen, das passt dann besser in eine durchgehende Linie als die Südwestzugänge.

Zur französischen Seite sehe ich vor allen die großen Talkessel Gavarnie und Troumouse als "Pflichtenheft". Mir als Wasserfallfanatiker hat auch extrem gut die Stichtour zu Pont d'Espagne gefallen, vielleicht könnt ihr meine ausgefallene Wanderung zum See oberhalb nachholen. Wie zur spanischen Seite sei hier auch ausreichend Irati empfohlen, also sicherlich ein Grenzpass in der Region. Dabie ist der bekannte Pilgerpass Ibaneta der schwächste, ganz vorne sehe ich den Col d'Orgambide Orbaitzeta - Esterencuby, den Sorgain Lepoa Aurizberri - Alduldes und den Urkiaga-Pass mit dem Aldudes-Tal.

Man muss bei der Auswahl auch ein bisschen auf seine Vorlieben achten. Wenn wir über Essen und Speisen reden, ist weitgehend die französische Seite zu bevorzugen. Die gute baskische Küche greift erst weit im Westen, auch eher im städtischen Raum und am Meer (Pintxos in Pamplona, San Sebsatian usw.). Die bessere katalanische Küche orientiert sich gleichwohl auch mehr Richtung Küste, also eher küstennahes Hinterland (bis etwa Region Girona). In der Mitte ist eher ländlich rustikal, natürlich nicht überall. Ainsa ist eine beosndere Ausnahme, auch weil einzige span. Weinregion quasi mitten in den Pyrenäen (Somontano). Es gibt auch spezielle Adressen wie Bayonne als Schinken- und vor allem Schokoladenstadt oder der Pimentpfeffer aus Espilette. Manche machen davon Reiseziele abhängig, ich teils auch wie 2004 für mich Bayonne als Schokoladeneinkaufsstadt diente, ergänzt durch Bonbons und Marmeladen aus/bei Pau.

Wenn wir über spezielle Vorlieben reden: die Katharerburgen gibt es fast ausschließlich nur in Frankreich und mehr in den Vorpyrenäen im Osten, aber auch bis zur Mitte. Meine Begeisterung für das Minnesänger-Museum in Puivert ist sicher auch durch meine Musikliebe begründet - das muss nicht jedermanns Sache sein. In St-Girons-d'Ariège wollte ich auch mal ein Jazzfestival besuchen, verfehlte es aber wegen der Witterung. San Sebastian hat ein sehr großes Jazzfestival. Prades ehrt mit einem Festival jedes Jahr Pablo Casals (klassisch).

Für Freunde der Malerei liegen die Anziehungspunkte ganz im Osten an der Côte Vermeille (Collioure) oder im Hinterland in Céret. Die von mir zweimal verfehlte Höhle Niaux ist natürlich ein Markstein der frühen Menschheitsgeschichte, aber lange Wartezeiten (macht man wohl jetzt mit Smartphone-Voranmeldung). Manche Sachen liegen etwas sehr abseits, für eine Ersttour zu umwegig (z.B. die durchfahrbare Höhle Mas d'Azil). Manches erlebte ich ganz zufällig, so wie das Mittelalterfest in St-Bertrand-de-Commingues, das dann auch zu einem Höhepunkt wurde. Auch habe ich versucht, ein paar FKK-Camps in mien Tourlinien einzubauen, die sind eher im Osten, im Westen am Atalntik aber jenseits der Pyrenäen. Ein kleines "Paradies" ist dabei Mas de la Balma unterhalb von Taulis, oberhalb vom Tech-Tal.