Re: Wallis – Côte d’Azur: Aravis, Vercors, Monges

von: Biotom

Re: Wallis – Côte d’Azur: Aravis, Vercors, Monges - 04.12.22 12:36


Tag 6: Die – Col de Pennes – Champ Rabi – La Servelle – Col des Roustans – La Motte-Chalancon – Col de la Fromagère – Rosans
86 km, 2495 Hm. Karte






Ich zottle zeitig los: schnell über den Markt (auf dem mir eine Marktfrau hässig nachruft: «c’est un marché, pas un roulé!»)…







…kleines Frühstück bei Sophie, an verlockenden Schildern vorbei…





…und rauf zum Col de Pennes. Dessen Nordrampe führt langweilig-ausblickslos durch Wald. Das ist wunderbar, denn so kann ich ein bisschen die vielen Eindrücke der letzten Tage verarbeiten.

Gemäss Plan muss ich in der Abfahrt links eine Schotterstrasse hochziehen, zum Champ Rabi. Ah, hier! Ui, steigt das schön! Uiui, dort drüben muss ich glaub durch eine Schafherde! Uiuiui, hoffentlich hat die keinen dieser riesigen aggressiven Hirtenhunde dabei! Aber was denn – wieso hört hier meine Strasse auf?!?
Typisches Beispiel dafür, dass a) man sich meistens unnötig bzw. für das Falsche Sorgen macht, b) ein Verfahrer zu multiplen Verzögerungen führen kann, denn von hier oben sieht La Servelle unwiderstehlich schön aus – dort muss ich auch noch hin! und c) die Abfahrten von Verfahrern auch viel Spass machen grins





Zurück auf der Teerstrasse rolle ich 30 m zu Tale und zweige wieder links ab. Und wieder steigt es schön, auch wenn ich gegen Schluss viel schieben muss – sacksteil!
Oben ist es dann fast so weit und sanft wie in der Auvergne.





Und einsam? Nein, Olivier macht mit seinen KollegInnen einen Wanderdreitäger. Sehr sympathisch, wie da ein kleines Dutzend junge Leute mit dem Zelt von zu Hause aus durch die Gegend streift!

Aussichten von La Servelle.









Die Abfahrt ist so toll wie sie aussieht, und sie führt an einem netten Herrn vorbei direkt auf den Col de la Vache. Das nächste Bild gibt es aber erst nach dem Col des Roustans.







Die Abfahrt nach La Motte-Chalancon ist wunderschön und gipfelt in einer üppigen Mahlzeit.







La Motte-Chalancon lacht mich schon seit vielen Jahren auf der Karte an: der Ort kann einfach nicht schlecht sein! Und in der Tat würde ich dort sofort eine Woche in die Ferien fahren, denn der Badefluss ist nah, die Bewohner sind nahbar und freundlich, und Pässchen hat es auch zur Genüge in der Ecke. Dass im Proxy L'Aventurier von Indochine läuft, ist da natürlich auch kein Zufall lach

Leider ist der angedachte Gîte d’étape ein paar Dutzend Kilometer weiter ausgebucht. Von Hotels habe ich die Schnauze voll, also visiere ich den Abri auf dem Col d'Arron an.
Bei den Pétanque-Spielern erzählt einer total beeindruckt von einem Velofahrer, der von der Schweiz nach Süden unterwegs sei. Jööö, es ist der nette Herr, mit dem ich ob dem Col de la Vache kurz gesprochen habe!
Ich frage die Spieler nach dem Abri. Jaja, das sei eine gute Sache, es habe zwar Wölfe dort oben, aber die frässen nur Belgier. Ich bekenne darauf meine leichte Wolfsangst, aber sie beruhigen mich: es habe eine Metallleiter, und die kämen die Wölfe bestimmt nicht hoch.
Ich streife noch ein bisschen im Dorf umher, um Wasser und eine Toilette zu suchen. Dabei wird jede Fahrt dem Pétanque-Platz entlang von Wolfsgeheul begleitet grins


In La Charce werfe ich doch nochmal einen Blich auf die Karte: dieser Col d’Arron ist 500 m höher als der ursprünglich angedacht Col de la Fromagère, und es ist doch schon recht spät… Also doch rechts hoch statt geradeaus.

Kein schlechter Entscheid, denn die Landschaft ist schön:







Aber wo übernachten? Kurz vor dem Col de la Fromagère (aka Col de Pommerol) hat sich ein Rudel Jäger zum Debriefing versammelt. Sie haben heute nichts erwischt, sind aber trotzdem gut aufgelegt. Ein Plätzchen zum Übernachten kennen sie nicht, denn sie sind alle nicht aus der Gegend.
Als weiter zum Pass und zu Ausblicken wie im gelobten Land:





In der Abfahrt überholt mich nochmals ein Jäger. Er fragt mich, ob ich mir den keine Sorgen mache wegen dem Übernachten. Nein, mache ich mir nicht, denn ich bin gerade ziemlich im Tourfluss, und da weiss ich einfach, dass alles gut kommt. Ich sage dem Jäger noch, dass ich mit Mitgefühl und Schaudern an die Väter denke, die mit ihren Familien auf der Flucht sind und auch nicht wissen wo übernachten. Für mich ist das alles ja nur ein Spiel, und notfalls rufe ich ein Taxi für ins nächste Hotel… Zum Schluss kann ich’s mir nicht verkneifen: Mein «meine einzige Sorge sind die Jäger» quittiert er mit einem Lachen.

Eine Sitzbank vor Rosans lasse ich rechts liegen, eine Brücke hinter Rosans kann ich einfach nicht links liegen lassen – insbesondere, als ich auf unter nicht unter Brücke schlafen kann lach Und Toilette und fliessendes Wasser hat es auch.





Auch wenn die nahegelegene Kurve scharf ist: an diesem Abend wird glaub noch ein bisschen stärker abgebremst als sonst üblich grins

Hoffentlich schlafe ich gut, denn morgen wartet das Tourhighlight: Les Monges! Ich setze jetzt hier nicht zu einer schwärmerischen Rede an wie beim Vercors, sonst stelle ich morgen plötzlich fest, dass ich den Sommet des Monges mit dem Mont-Ventoux verwechselt habe…