Re: Ist die Schweiz eine Sackgasse?

von: veloträumer

Re: Ist die Schweiz eine Sackgasse? - 10.12.22 18:56

Danke für die Lobhymne. schmunzel

In Antwort auf: Biotom
Zur Ausgangsfrage der Tour: je nach gewähltem Setup ist die Schweiz eine Sackgasse, ja. Ich persönlich wäre eine solche Tour lieber zu Fuss oder einem geländetauglicheren Velo angegangen: die Walliser Seitentäler werden zum Beispiel durch wunderschöne Gebirgspässe "hintenrum" verbunden; da kann man sich das Rein- und Rausfahren bei den Tälern sparen. Aber wenn Dir das gefällt, ist das natürlich eine tolle Sache.

Ich sehe halt keine Alternative zum Packeselrad. Ich brauche den Proviant und die Ausrüstung - auch wenn es mittlerweile die Bikepacking-Minimalisten eine große Gruppe bilden. Das Radmaterial als solches ist ja nicht unbedingt ein Beschränkung, du fährst ja die Rumpelwege auch nicht gerade mit einem hochkarätigen Mountainbike. Der Hauptunterschied dürfte daher woanders liegen: Mir macht es nicht Spaß, dauerhaft auf rumpeligen Pisten zu fahren. Es ist auch immer etwas riskant, nicht nur für denkbare Stürze, sondern auch wegen Verrenkungen im Rücken etc. Daher bin ich wählerisch solche Pisten einzustreuen und es werden zunehmend eher wieder weniger als mehr. Ich habe jetzt eine Altersgrenze erreicht, wo nicht mehr mehr machen kann, sondern meine Kräfte noch mehr dosieren muss. Ich bin dem avancierten Offroad-Biking technisch und konditionell nicht gewachsen.

Dazu kommt, dass ich schon zweimal Kameradefekte wegen Rumpelpisten hatte, also müsste ich sogar elementar dort etwas umstellen. Wanderungen kommen schon gar nicht in Frage. Das ist weder meine Stärke, noch ist es einfach und billig, mit Öffis zu Ausgangsorten zurückzukommen (in der Schweiz zwar grundsätzlich noch gut möglich, aber teuer; in Frankreich etc. teils überhaupt nicht möglich).

Ein weiteres Momentum ist, dass ich dauerhafte Höhenrouten, wie du sie fährst, nicht immer attraktiv finde. Der landschaftliche, radlerische Reiz von Hochgebirgen ist ja vor allem, dass man verschiedene Vegetations- und Landschaftszonen durchfährt, manchmal sind die Höhepunkt sogar ganz unten (Schluchten). Durch die Wanderquerpässe würde man manche der Täler gar nicht kennen lernen. Sicherlich siehst das eine oder andere Murmeltier mehr und hast mehr Einsamkeit, Gemsen, vielleicht Steinböcke. Dafür gibts in den Tälern wieder mehr kultutureigene Dinge zu sehen, auch mehr Wetterschutz.

Die Auf- und Abfahrt desselben Tals ist auch nicht eintönig das Gleiche. Eine Auffahrt dient vor allem dem intensiven Kennenlernen, dem Fotografieren. Beim Runterfahren erlebe ich das Tal dann nochmal ganz anders, mit den Endorphine eines Runterrauschens und es geht meist recht schnell. Manchmal habe ich auch den Vorteil, ein Tal nohcmal unter besseren Witterungsumständen zu erleben, so z.B. wenn die Auffahrt im Regen war, evtl. am nächsten Tag die Sonne scheint und andere Fotos möglich sind. Es war jetzt auch nicht meine erste Tour mit vielen Sakcgassen, die sind seit einigen Jahren häufig in meinem Programm. Die Piemontreise 2016 war z.B. auch eine mit sehr vielen Sackgassen. Im Wallis war ich da jetzt in einigen Gegentälern unterwegs, wo du sicher rübergefahren wärest.