Re: Wallis – Côte d’Azur: Aravis, Vercors, Monges

von: iassu

Re: Wallis – Côte d’Azur: Aravis, Vercors, Monges - 05.01.23 21:50

In Antwort auf: Biotom
In Antwort auf: Uli aus dem Saarland
Magst du eventuell noch konkretisieren, was genau du als "Ertrag" erwartest oder erhofft hast? Würde mich ganz wertneutral interessieren...
Ertrag ist glaub das falsche Wort. Halt irgendein Feedback, so dass man ein bisschen weniger das Gefühl hat, in die weite Leere des Netzes hinauszuschreiben. Klar, ich sehe, dass den Bericht Tausende angeklickt haben - aber das ist halt sehr abstrakt.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

In Antwort auf: Biotom
Aber ich bin ja mit den paar Rückmeldungen (nochmals Danke schmunzel ) schon total verwöhnt - teils hat es ja hier tolle Berichte, wo absolut nix druntersteht. Ich muss mich da auch selber an der Nase nehmen, denn ich schreibe nur sehr selten was zu den Berichten von anderen.
Irgendwie scheint mir oft, dass bei Tourberichten das Internetz nicht ein Ort der Kommunikation, sondern der reinen Konsumation ist. Andererseits: was soll man schon gross unter einen Bericht schreiben?

Ich denke, es spielen da mehrere Faktoren zusammen. Zum einen das Thema Reizüberflutung und damit einhergehend immer kürzere Standzeiten der inneren Erlebnisse nach Konsum von fremdem Inhalt. Man kann ja zB mal versuchen sich vorzustellen, wie es der Landbevölkerung vor 6-700 Jahren ging. Die hatten Naturerlebnisse und sonst tendenziell nichts. Wenn die zu einer Kirche kamen: was für uglaublich tiefstgehende Eindrücke müssen die Bilder und Töne hervorgerufen haben. Und wir heute? Oder mal auf die Unterschiede von Filmen von heute und von vor 50 Jahren schauen: Thema Schnitte. Heute ein Werbeclip: in 10 Sekunden gefühlt 100 wechselnde Bilder. Würden wir im Kino aushalten, 5 Minuten lang dieselbe Einstellung zu sehen? Wir dröhnen uns zu, unsere Erlebnisse werden immer flacher.

Zum anderen Gewöhnung. Hier kann ich von meinen eigenen Reiseberichten ausgehen. Es gibt eine gewisse Anfangsneugier, was nun jetzt wieder kommt, aber dann stellt sich heraus: der zeigt ja nun doch irgendwie immer wieder dasselbe. Das Durchklicken wird schneller, man sucht nach den erwarteten besonderen Bildern und man hat nach kurzer Zeit eben doch fertig. Ich sehe das sehr klar an den Klicks der einzelnen Bilder. In Teil 1 eines Berichts wurden die Fotos meinetwegen 4 Wochen nach Erscheinen 500x angeklickt, in Teil 6 noch 60x. Für mich war es dieselbe Reise, die Betrachtenden ermüden.

Das stelle ich vollkommen wertfrei fest, ich selber reagiere ähnlich. Auch ich schreibe dann oft wenig bis nichts zu Berichten peinlich

Das Verfassen eines Berichts ist ja eine vielschichtige Angelegenheit. Die Freude, die vergangenen Erlebnisse aufzubereiten und dadurch wieder in sie einzutauschen ist das eine, das andere eine Freude, es den Lesinnen und Lesern zu präsentieren und als Drittes die Vorfreude auf ein Echo, denn schließlich soll es zumindest hier im Forum ja keine Einbahnstraße sein sondern eine soziale Angelegenheit.

Die dazu erforderliche Arbeit mache ich gerne, sie ist ja eine Art von Fortsetzung der eigenen Aufarbeitung der Fotos: deren Bearbeitung und Sortierung usw. Daß das Einbringen hier ins Forum etwas umständlich ist, mag sein, ich habe mich daran gewöhnt, es macht mir nichts aus. Wenn ich mir vorstelle, das ginge alles mit ein paar Klicks: sicher superklasse. Aber dann wäre man noch schneller damit fertig und könnte noch früher zum Nächsten übergehen, was dann auch wieder ruckzuck vonstatten geht, weil wir ja so optimiert sind.

Die Hektik steigt, die inneren Erlebnisse verflachen tendenziell. Ein Teufelskreis. Irgendwie sind wir alle auf der Suche nach Substanz und verfallen dem Irrtum, sie könnte durch Tempo erreicht werden. Und ja, Radreisen verhilft zu jeder Menge Erlebnissen und innerer Substanz. Tendenziell aber eben doch gemeinsam einsam. Die meisten fahren hier eben doch alleine. Dann will man nachher "teilen" (extrem blöde neue Bedeutung dieses Wortes). Das wird meistens eher enttäuschend enden. Zum Glück gibt es auch ganz reale gemeinsame Unternehmungen.