Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen Teil 2

von: lutz_

Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen Teil 2 - 06.04.24 06:35

Chiappera - Valle Maira
30 km
1370 m bergauf
1630 m bergab

Beim Zusammenpacken am Morgen ist es noch recht frisch. Doch mehrere Heißgetränke und zwei reichhaltige Omelettes beim Patron von gestern abend wecken unsere Lebensgeister. Auf einer steilen Piste kurbeln wir den Wald hinter Fouillouse hinauf. Bald wird die Piste zum Wanderweg und wir müssen die Räder wieder schieben. Oberhalb des Waldes befinden wir uns plötzlich mitten in einer Murmeltier-Kolonie. Überall pfeift und wuselt es vor fetten Murmeltieren, die sich offenbar gerade den nötigen Winterspeck anfuttern. Auf der unscheinbaren Passhöhe des Col Mirandol angekommen öffnet sich der Blick auf den Col de Larche und die kleine Siedlung Saint Ours tief unter uns. Über uns kreisen zahlreich große Vögel. Wir stürzen uns in die steile Abfahrt auf dem Wanderweg hinunter ins Tal. Kurz vor Saint Ours begegnen wir einem einheimischen Ornithologen, der hier in der Region alle möglichen Vogelarten studiert. Offenbar gibt es hier zahlreiche Gänsegeier, die die Bergkämme nach verletzten oder verendeten Tieren absuchen.

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In Saint Ours angekommen machen wir erstmal ausgiebig Pause am schattigen Dorfbrunnen. Unser Weiterweg führt uns hoch über dem Val d‘Oronay Richtung Osten. Bei einem Steilstück müssen wir mal wieder schieben und gewinnen schnell an Höhe. Hier oben weitet sich der Blick es geht langsam ansteigend ein einsames Hochtal hinauf. Schließlich erreichen wir den Grenzkamm zwischen Val d‘Oronay und Valle Maira am Col des Mottes und wechseln mal wieder nach Italien hinüber. Hier oben haben sich schon ein paar Wolken zusammen gezogen und von der Osten hören wir schon Donnergrollen. Deswegen halten wir uns nicht lange auf sondern machen uns an den leicht ansteigenden Weiterweg zum Passo della Cavalla. Der Donner rückt immer näher. Wir wollen schnell ins Tal und schieben die ersten paar Meter vorbei an den Kavernen, die auch hier kurz unterhalb der Passhöhe in den Fels gehauen wurden. An den Berggipfeln hängen Wolkenfetzen, es ist eine wilde Szenerie. Ein toller Trail führt uns durchweg fahrbar durch Schotterfelder und Wiesenhänge hinunter in den von Kühen und Pferden beweideten Bereich einer Alm. Von hier aus gibt es eine ruppige Piste, deren langgestreckten Kehren wir immer wieder auf dem holprigen Wanderweg abkürzen können. Im Rausch der Abfahrt verpassen wir den Abzweig hinüber nach Chiappera und kommen erst am kleinen Stausee „Lago di Saretta“ im Talboden an. Das Gewitter hat sich in der Zwischenzeit zum Glück verzogen. Gut so, denn wir kämpfen uns an der Westseite über dem Stausee durch den Wald. Die Straße auf der anderen Talseite wäre die einfachere und schnellere Alternative gewesen. Erst mit Anbruch der Dämmerung kommen wir im Campo Base an, einem Treffpunkt für alle Outdoor-Sportler im oberen Maira-Tal. Zum Glück bekommen wir noch etwas warmes zum Essen. Die Polenta kommt zwar im Plastikteller auf den Tisch, schmeckt aber ganz hervorragend! Ein wohlverdienter Abschluss eines anstrengenden aber faszinierenden Radeltags in absolut beeindruckender Landschaft.

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