Re: Montenegro im Oktober 2010

von: amarillo

Re: Montenegro im Oktober 2010 - 13.11.10 10:31

12. Tag: Donnerstag, 21.10.

Danilovgrad – Kotor: 84 km

Heute Morgen werden wir zum ersten Mal in diesem Urlaub von der Sonne geweckt. Schnell sind die Sachen in den Packtaschen verstaut. Nach dem Frühstück starten wir im Frühnebel. Von der Hauptstraße geht es rechts ab in die Berge. Schon nach wenigen Serpentinen befinden wir uns in der Sonne. Wir fahren lange bergauf und da es heute erstaunlich warm ist, muss ich meine Radbekleidung vollständig wechseln. Zum ersten Mal kommt die Sommergarnitur in Einsatz. Wir fahren durch eine völlig einsame Berglandschaft. Ich genieße es.
Viele Häuser hier zerfallen oder sind zumindest nur noch zeitweise bewohnt. Einzelne Schäfer sehen wir mit ihren Herden. Nur noch die Alten leben hier. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die Gegend hier völlig unbewohnt sein wird. Nur noch an der Kreuzung in Resan gibt es eine Kafana, wo wir uns einen türkischen Kaffee in der Sonne genehmigen. Weiter geht es hauptsächlich bergauf bis zu Cerkanapass auf über 1000 m, dort picknicken wir in der Sonne, was in diesem Urlaub höchst selten war. An dieser Kreuzung geht es nach rechts noch in Serpentinen aufwärts Richtung Kotor. Jetzt kennen wir die Strecke wieder von der 2. Etappe, die wir damals im Regen gefahren sind. Es ist eine superschönes Gefühl diese Berglandschaft nun bei bestem Wetter zu erleben. In Serpentinen geht es abwärts in die Polje Negusi, von wo die berühmten Schinken und Käse stammen. Die Gegend ist auch ein Wandergebiet. Mir fällt die Ausschilderung zum Ham-Trail auf. Nun noch einmal kurz nach oben, wo wir den fulminanten Blick auf die Bucht von Kotor haben. Dann folgt das Non plus Ultra dieser Radreise: Die 20-km lange Abfahrt über die unzähligen Serpentinen hinunter nach Kotor – und das Ganze heute in der Sonne. Unseren Geschwindigkeitsrausch unterbrechen wir nur, um uns gegenseitig auf der Abfahrt zu fotografieren. Wir haben richtig Spaß.
In der Altstadt von Kotor übernachten wir wieder im Hotel Marija, zusammen mit der türkischen Wasserballmannschaft und zum Abendessen gehen wir wieder in die urige Konoba vom ersten Abend. Wir genießen den gegrillten Tintenfisch mit Reis dazu eine Flasche Krastac. Was für ein Tag!


13. Tag: Freitag, 22.10.

Kotor – Bjela: 37 km

Auch heute Morgen ist keine Wolke am Himmel, als wir aufwachen. Wir frühstücken ausgiebig und bummeln danach noch etwas durch Kotor.
Beim Herausfahren aus der Stadt sehen wir noch ein Radlerpäarchen in die entgegengesetzte Richtung abbiegen. Wir müssen an der Uferstraße erst mal eine Anhöhe erklimmen, kaufen noch unser Picknick ein und los geht es im vormittaglichen stärkeren Verkehr nach Perast, wo wir in die Altstadt ans Meer abbiegen. Hier genießen wir beim Hotel Conte einen Kaffee in der Sonne und beobachten die internationale High Society mit ihren Cabrio Oldtimern und Harley Davidson. Ein Spezialtransporter hat ihre Vehikel "just in time" aus Hamburg hier her transportiert.
Wir beschließen heute die Sonne zu genießen, baden zu gehen und verzichten auf die mögliche Runde durch das Orjen-Gebirge, das als regenreichste Region Europas zählt. Wir wollen den Regen doch nicht herausfordern. ;-)
Wir picknicken zunächst mal an einem kleinen Hafen. In Risan besichtigen wir die Mosaikböden einer römischen Villa. Wir schauen uns noch den kleinen Markt an und unterhalten uns mit einem Montenegriner, der 18 Jahre in Karlsruhe gelebt hat.
An einer kleinen Höhle halten wir an und treffen auf einen 19-jährigen Österreicher, der mit dem Rad auf einer Jahresreise nach Nepal ist. Später kommen uns noch 3 deutsche Reiseradler auf dem Weg nach Griechenland entgegen. Wir halten noch einmal in der Sonne am Meer für einen Kaffee an und genießen das süße Leben. An der Fähre Kamenair – Lepetani schließt sich n Kreis wieder und wir beschließen, noch vor dem quirligen Herzeg Novi eine Unterkunft zu suchen. Wir passieren die große Reederei und finden was wir suchen im Hotel Azzurro: ein schönes Zimmer in der obersten Etage mit Meerblick. Ich genieße noch ein Bad im Meer und schreibe Tagebuch in der Abendsonne. Ein schöner Tag, an dem wir uns einfach nur so treiben ließen.


14. Tag: Samstag, 23.10.

Bjela – Radovcici: 47 km

Von der aufgehenden Sonne werden wir geweckt, frühstücken und genießen unseren letzten Tag in Montenegro. Ich habe diesmal überhaupt keine Lust nach Deutschland zurückzufliegen. Am liebsten würde ich mit dem Rad nach Hause fahren. Das liegt wahrscheinlich an dem schönen Wetter, das wir nun endlich haben. Auch die Tatsache, dass wir so viele Reiseradler treffen, die länger Zeit haben als wir, spielt dabei wohl eine Rolle. Wir halten uns immer nah an der Küste und fahren nur etwa einen Kilometer auf der Magistrale. In Herzog Novi bummeln wir durch die Fußgängerzone und über die Fußgängerpromenade, denn wir haben ja genügend Zeit. An der Ausfallstraße kaufen wir in einem Supermarkt bei Igalo für den Abend ein.
Dann trinken wir noch den letzten Kaffee in Montenegro, bevor wir über die Grenze nach Kroatien fahren. Unser Ziel ist der Prevlaka Nationalpark, in den wir eigentlich hineinfahren wollen, aber mangels Kuna lässt man uns nicht passieren. Somit begnügen wir uns mit einem Bad in der glasklaren Adria.
Auf der Fahrt nach Radovcici sammeln wir noch reichlich Höhenmeter, genießen die Abendsonne, die Blumen und sind erstaunt über die vielen überfahrenen Schlangen auf der Straße.
In Radovcici werden wir von unseren Gastgebern herzlich empfangen und Jozo fährt mit uns hinunter zur Steilküste, um uns diesen Naturstrand zu zeigen, wo er täglich badet. Hier endet für mich unser Urlaub mit einem sensationellen Sonnenuntergang.


15. Tag: Sonntag: 24.10.

Radovcici – Flughafen Dubrovnik: 11 km

Wir trinken mit unseren Gastgebern Kaffee und unterhalten uns auch ein wenig über die politische Situation auf dem Balkan. Mir wird bewusst, dass sich die einzelnen Völker nach dem Krieg noch sehr feindselig gegenüber stehen. Unsere Gastgeber, waren seit dem Krieg nicht mehr in Montenegro, da diese Landsleute sein Haus zerstört haben. Um 9 Uhr starten wir zum Flughafen und fliegen pünktlich mittags ins regnerische Deutschland zurück.



Bilder vom 12. bis 14. Tag

Fazit:

Obwohl wir an 9 von insgesamt 15 Tagen meist ausgiebigen Regen hatten, war es ein gelungener Urlaub. Aufgrund des Wetters sind wir jedoch nicht alle geplanten Strecken gefahren.

Meiner Meinung nach ist Montenegro ein ideales Radreiseland, wenn man Spaß am Radfahren in den Bergen hat. Die Nebenstraßen sind wenig befahren. Die Leute sind sehr aufgeschlossen und gastfreundlich. Wir haben uns überall sehr willkommen gefühlt.
Auch zelten ist gut möglich. Wir haben jedoch wegen der kürzeren Tage und des Wetters auf die Mitnahme eines Zeltes verzichtet.
Gerne hätte ich auf dieser Reise einen Höhenmesser dabei gehabt. Ich schätze, dass wir oft weit mehr als 1000 Hm/Tag gefahren sind und insgesamt waren es wohl über 10.000 Hm.
Vielleicht kann mir hier ja jemand einen gut funktionierenden Tacho mit Höhenmeteranzeige empfehlen.

Das Preisniveau ist noch sehr niedrig, wenn man sich selbst versorgt. (1 Brot kostet 30 Cent). Ein gutes Abendessen einschließlich Wein kostet im Restaurant um 20 € und die Portionen sind für Radfahrer angemessen. Für unsere Unterkünfte haben wir zwischen 23 und 90 € (Kotor) pro DZ bezahlt. Außer in Poscenje (23€) und in Bar (30€) war das reichhaltige Frühstück immer mit eingeschlossen. Der Service und die Unterkünfte haben meistens mitteleuropäischen Standard.

Plane jetzt schon für die erste Oktoberhälfte 2011 eine erneute Radreise nach Montenegro, um auch die Strecken zu fahren, die ich diesmal verpasst habe. Natürlich hoffe ich auf besseres Wetter. Vielleicht hat ja jemand durch diesen Bericht Lust bekommen, mit zu fahren. Ich suche noch Reisepartner!