Re: Mit dem Fahrrad ans Ende der Welt

von: Jim Knopf

Re: Mit dem Fahrrad ans Ende der Welt - 21.08.12 15:18

Mittwoch, 20. Juni 2012 Rovaniemi - Petkula

Habe auch die letzte Nacht in der Luxushütte ganz hervorragend geschlafen, bin aber im Gegensatz zu den Tagen zuvor früher aufgestanden, so dass ich zeitig starten konnte. Nach dem gewohnten Frühstück ging es dann auch zeitig los. Ist auch ein großer Vorteil wenn man kein Zelt abbauen muss bäh .
Bereits nach kurzer Zeit erreichte ich den Polarkreis.




Hier steppte so richtig der Bär, ähm Weihnachtsmann cool.




Von hier aus ist es näher nach Moskau, als nach Berlin träller :




Nun ging die Tour an diesem Tag erst richtig los. Der Verkehr nahm rapide ab und die Straße ging wellenförmig auf und ab, wobei die Anstiege zwar kurz, aber heftig sein konnten.
An einer Tankstelle mit angeschlossenem Supermarkt und Cafe standen zwei Räder mit Gepäck. Ich stellte mein Rad dazu und genehmigte mir ebenfalls einen Kaffee und traf die Besitzer der Räder. Es waren 2 Deutsche, welche von Kirkenes nach Helsinki unterwegs waren.
Der Mann benötigte in Kirkenes noch ein neues Vorderrad, weil SAS das alte im Flieger geschrottet hat. Ich fliege mit meinem Rad genau aus diesem Grund nur sehr ungern und vermeide es nach Möglichkeit ganz. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Rad am Zielort beschädigt ankommt ist einfach viel zu hoch, da einfach unsachgemäß umgegangen wird und z.B. das ganze Gepäck draufgeladen wird. Ich hätte für mein Rad in Kirkenes niemals ein gleichwertiges Laufrad bekommen.
Deshalb reise ich lieber mit Bahn und Schiff. Da lade ich mein Rad selbst ein. Da kann so gut wie nix passieren.
Nach dem Erfahrungsaustausch über die jeweils zu erwartende Strecke gings weiter.
Wenig später traf ich auf einen Österreicher. er war unterwegs zum Nordkapp. Mit ihm unterhielt ich mich nur von Rad zu Rad und zog anschließend weiter.
Mitten in der Botanik gabs eine Raststätte mit WLAN. Die Chance nutzte ich, war im Internet und trank bei der Gelegenheit gleich noch einen Kaffee.
Kurz vor Sodankylä wurde die Straße ungewöhnlich breit. Nicht schwer zu erraten, dass dieses Teilstück auch als Landebahn dienen könnte.




In Sodankylä kaufte ich nochmals ein und setzte meine Reise fort. Mir war das dort für eine Übernachtung noch zu früh, außerdem war es (noch) trocken und ich wollte lieber noch ein paar Km fahren.
Wenig später kam ich auf einem erstklassigen Radweg an einem gewaltigen Stausee vorbei.


Leider begann es auch wieder zu regnen und ich musste in meine Regenbekleidung steigen. Das hatten wir doch lange schon nicht mehr bäh .
Ich fuhr so auf der E75 bei fast gar keinem Verkehr immer weiter und die Gegend wurde immer einsamer. Ich machte mich schon auf eine Nacht in der Wildnis im Zelt gefasst, was ja auch kein großes Problem gewesen wäre, aber bei Petkula kam dann doch noch ein CP. Sogar eine Hütte war verfügbar. Der Platz war absolut spartanisch, mit Plumsklo, aber mit warmer Dusche. Auch eine Küche gabs. Damit war alles im grünen Bereich.

161km, Durchschnitt 22, 300 Hm, hier die Strecke.



Donnerstag, 21. Juni 2012 Petkula- Ukonjärvi

Habe die letzte Nacht nicht ganz so gut geschlafen. Nach dem wie immer reichhaltigen Frühstück ging es dann los. Es war zwar stark bewölkt, kühl aber immerhin trocken. So sah es an der Einmündung der Nebenstraße von Petkula auf die E75 aus:




Kaum auf der E75 fuhr ich auf 2 schwerbeladene Radfahrer auf. Es waren Deutsche und schon seit Monaten unterwegs und deshalb auch mit deutlich mehr Gepäck unterwegs als ich. Sie haben für die Rückfahrt nach Deutschland noch bis September Zeit. Echt beneidenswert. Ich habe mich mit ihnen eine ganze Zeit lang unterhalten und schließlich noch Bilder gemacht. Hier ihre Homepage.




Ich gab dann wieder Gas, schließlich wollte ich heute noch den von Renate empfohlenen CP am Ukonjärvi erreichen. Zu den nicht unerheblichen Steigungen kam noch ein übeler z.T. auch heftiger Gegenwind. Auch begann es wieder stärker zu regnen, so dass ich wiederum in die Regenbekleidung schlüpfen musste.


Etwa 30km vor Ivalo ging es über einen kleinen Pass. Oben war bei Sturmböen nur noch etwa 2°C, so dass ich befürchten musste, dass der Regen noch in Schnee übergehen würde. Das war zum Glück nicht der Fall, sondern es folgte eine lange Abfahrt und auch der Regen hörte wieder auf


In Ivalo kaufte ich nochmals ein. Dort war lt. Anzeige am Supermarkt auch nur 5°C. Danach fuhr ich direkt zum Ukonjärvi und kam dort ziemlich fertig an. Die dauernde Nässe bei den tiefen Temperaturen haben mich geschafft. Ich nahm mir eine nette Hütte mitten im Wald. Bei der Anmeldung war ich kaum in der Lage das Anmeldeformular auszufüllen, so steif waren meine Hände.
Nach einer warmen Dusche kamen dann in geselliger Runde in der gemütlichen Küche des CP bei Spaghetti und Tomatensoße die Lebensgeister wieder zurück. Es wurde in der netten Runde sogar recht spät bis ich mich, natürlich wieder im heftigen Regen, zur Nachtruhe in die Hütte begab.

139km, Durchschnitt 18km/h, 650Hm, hier die Strecke.


Freitag, 22. Juni 2012 Ukonjärvi, Ruhetag

Da das Wetter weiterhin mehr als mies war, hatte ich mich bereits am Vorabend entschieden, heute nochmals einen Ruhetag einzuschieben. Entsprechend lang habe ich heute geschlafen. Nun versäumt habe ich zwischenzeitlich dort im Wald wohl eher nix, denn es goss nach wie vor wie aus Eimern.
Nach dem heute noch ausgedehnteren Frühstück ging ich zur Rezeption und verlängerte meinen Aufenthalt um einen weiteren Tag. Danach hörte es tatsächlich auf zu regnen. So fuhr ich mal eben mit dem Rad nach Ivalo zum Einkaufen. Im Anschluss gabs dann heiße Schokolade mit Waffeln und Keksen.
Zum Nachtessen gönnte ich mir heute mal Renntier im dortigen Restaurant. Das war extremst lecker und mal was anderes als die ständigen Nudeln, welche mir wohl so langsam aus den Ohren gekommen sind.
Im Anschluss gabs noch das EM-Spiel von Deutschland gegen Griechenland zu sehen, welches die Deutschen mit 4:2 für sich entscheiden konnten.
Zum Abschluss des Tages fuhr ich nochmals zum See runter. Ich machte dort wegen der Weitläufigkeit der Anlage übrigens alle Wege mit dem Rad. Am See gab es eine ganz tolle Stimmung.




In diesem Gebäude befand sich die für Finnland obligatorische Sauna:


22km, Durchschnitt 20Km/h, 130Hm, Fortsetzung folgt.

@veloträumer: Ich schlafe einfach gerne länger, auch hier zu Hause. Das liegt wohl auch in meinem Beruf begründet. Ich muss bei Frühschichten oft zwischen 1 und 3 Uhr am Morgen aufstehen. Natürlich hat auch die dauernde Helligkeit dort im Norden das eher noch verstärkt, da ich bei den oft tollen Lichtstimmungen nie so schnell ins Bett gefunden habe.