Re: Das 2. Türchen

von: irg

Re: Das 2. Türchen - 12.12.13 07:54

Hallo!

[zitat=veloträumer Natürlich habe ich ich im Angesicht der zerschossenen Häuser auf dem Weg nach Plitvice oder in der Ervenik-Region schon die "Warum?"-Frage mit einer gewissen Gänsehaut gestellt, aber das zog schnell vorbei. Tatsächlich muss man die Wunden, die man sieht, auch mal hinterfragen.
Ebenso liegt mir aber auch an der Aufbruch-Vision, wie es eben unter dem Etikett "Via Dinarica" formuliert ist. Es ist auch nie klar, ob eine gute Aussöhnung und Versöhnung eine gute Grundlage zum Aufbau eines Landes wird. [/zitat]

Ich denke, gerade die Kriege in Ex-Jugoslawien zeigen, dass ohne so etwas wie Aufarbeitung und Vergebung (was klingt das doch geschraubt!) Konflikte kaum sinnvoll gelöst werden können. Soviel auch an Ursachen für die letzten Kriege in den letzten hundert Jahren zu finden ist, reichen sie letztendlich weit in die Geschichte zurück. Meine Schwägerin hat in ihrer Dissertation die Zustände, die in der Krajina in der Zeit nach der Eroberung durch Österreich von der Türkei geherrscht haben, beschrieben. Seit der Unterhaltung mit ihr wundere ich mich weit weniger, wie es zu diesen Katastrophen gekommen ist.
Nachdenklich hat mich auch eine Unterhaltung mit einer in Österreich lebenden Kroatin gemacht, die mir von den seelischen Verletzungen, die die letzten Kriege hinterlassen haben, erzählt hat. Gesellschaften, die sich diesen nicht stellen, sorgen, ohne es zu wollen, für die nächste Eskalation, wie aktuell in Vukovar zu sehen ist.
Dass Aussöhnung möglich ist, zeigt z.B. die "Erbfeindschaft" zwischen Deutschland und Frankreich. Von der ist, vielleicht von dummen Witzchen abgesehen, nichts mehr übrig geblieben.

Damit möchte ich nicht die komfortable Position dessen, der sich gemütlich zurücklehnend mit dem Finger auf andere zeigen kann, einnehmen. Nach solchen (selbst gemachten) Katastrophen wird es den meisten zu viel sein, sich auch noch mit den Ursachen und eventueller eigener Verantwortung zu beschäftigen. Unsere Eltern- bzw. Großelterngeneration konnte das auch nur sehr begrenzt. Nur -wer diesen Teufelskreis durchbrechen will, wird sich den Zusammenhängen stellen müssen. Und die Zusammenhänge reichen auch weit über Exjugoslawien hinaus.

lg!
georg