Re: Welche Strassen mit Fahrradwegen?

von: derSammy

Re: Welche Strassen mit Fahrradwegen? - 19.10.22 13:42

Kannst mich ruhig Sammy nennen, was in meinem Pass steht, muss ich hier ja nicht schreiben. zwinker

Ich denke, du stellst dir das oft zu einfach vor. 98% sicher, 88% sicher, was soll das sein? Da kommen mir mehr Fragezeichen, als dass es hilft. lach

Radverkehrsaufkommen kann ein Indikator sein. Aber unproblematisch ist er sicher nicht. Auf dem krudesten Radweg in Berlin ist sicher mehr los, als auf den besten Radwegen in einem einwohnerschwächeren Flächenland. Also muss man irgendwie normieren. Nur wie genau? Die "Geheimtipps" gibts ja auch, toll (in jeglicher Hinsicht), aber bisher kaum befahren. Genauso wie Katastrophenabschnitte wie der R1 in Polen abschnittsweise oder vor Greifswald der Ostseeküstenradweg. Nicht schön zu radeln, aber weil so ausgewisen, doch stark befahren.

Vielleicht ist es für dein Verständnis ganz hilfreich, dir mal zu sagen, wie genau die Routingalgorithmen funktionieren. Diese suchen zwischen zwei Punkten A und B den "besten" Weg. Was genau "beste" dabei heißt, ist im Prinzip konfigurierbar. Man modelliert das über "Kosten", jeder Streckenabschnitt bekommt dabei seine Kosten zugeordnet und der optimale Weg ist dann der, mit den geringsten Gesamtkosten.
Klassisch nimmt man z.B. die Weglänge (kürzeste Verbindung) oder die Fahrzeit (schnellste Verbindung) als Kosten.
Aber du bist frei das zu konfigurieren. Du kannst z.B. auch das potentielle Sterberisiko jedem Abschnitt zuordnen (spannend das genau ausrechnen zu wollen, aber unterstellen wir mal, es ginge), dann bekommst du wirklich die "sicherste Verbindung". Und natürlich ist ein kürzerer Weg dabei sicherer (unter vergleichbarem Risiko auf der Strecke), folglich liefert dir der Suchalgorithmus auch eine relativ kurze Strecke (zumindest im Vergleich zu einer ähnlich sicheren, längeren Variante).

Wenn man realistische Fahrradroutingprofile erstellt, macht man das in der Regel so, dass man mit einem plausiblen Ansatz (z.B. Streckenlänge) als Kosten anfängt und dann nach Vorlieben modifiziert. Schlechte Abschnitte (z.B. Belag, Steigung) bekommen z.B. einen Aufschlag (fühlt sich "doppelt so lang an, also mit Faktor 2 bestraft"), präferierte Strecken (z.B. D-Routen, Bahntrassenwege, ...) einen Bonus (z.B. nur das 0,7fache der Standardlänge als Kosten für den Abschnitt). Möchte man bestimmte Abschnitte meiden (z.B. unbefestigt), so nutzt man einen sehr hohen Straffaktor ("1m Schotter ist wie 1000m Asphalt").

Wenn dich das im Detail interessiert, kannst du dich gern mal in Brouter und das Schreiben der Profil-Dateien einlesen. Daten die bei OSM erfasst sind, kannst du mit Brouter nutzen. Weitere Daten wie z.B. eben das Radverkehrsaufkommen einzubinden, wird wesentlich aufwändiger.

Wo ist denn bei dir "Südsachsen"? Die Oberlausitz liegt irgendwo an einer Südgrenze von Sachsen, ist aber eher nödlicher als Chemnitz und erst recht nördlicher als das gesamte Vogtland.

Und ich hab eigentlich kein Problem damit, in ganz Sachsen verkehrsarme Straßen zu finden...