Re: Welche Strassen mit Fahrradwegen?

von: Gravelbiker_Berlin

Re: Welche Strassen mit Fahrradwegen? - 19.10.22 14:29

Hallo Sammy, mit Südsachsen (ich weiss, der Begriff war nicht sehr korrekt) meinte ich den Streifen nordwestlich des Gebirgskammes Oberlausitz-Sächsische_Schweiz-Erzgebirge. (Also korrekt hätte es Süd-Ost-Sachsen heißen müssen).
Und zwar bis in die Gebirge hinein. Das ist fast durchweg ziemlich verkehrsreich und dicht besiedelt, war bisher jedenfalls immer mein Eindruck.
Der Einheimische hat da sicherlich den Blick auf die Karte, welche Straßen nicht so dicht befahren sind, aber der Fremde (lange her, dass ich in Dresden studiert habe) sieht das irgendwie nicht so richtig. Erst recht, wenn der Fremde keine Gebirgserfahrung hat.

Nur mal ein Beispiel. Ich bin irgendwann kurz vor Dresden vom D4-Radweg südlich abgewichen und hab mir einen Weg in Richtung Sächsische Schweiz (Bad Schandau) gesucht. Prompt hatte ich nur noch die Alternative zwischen bergigen schwer zu findenden Waldwegen oder einer sehr stark befahrenen Straße. Zwar nur ca. 3km lang, aber das fand ich schon unangenehm genug. Ich hab mir eigentlich geschworen, solche Straßen gar nicht mehr zu fahren.

Gleich ganz auf dem Kamm zu radeln umgeht das Problem (außer Sächsische Schweiz, da will man ja keine Radfahrer haben), das hab ich aber schon gemacht. Aber wenn man sich mal Parallel-Linien verschoben denkt nord-westlich dieser fiktiven Kammlinie bzw. parallel (und dann südöstlich und nordwestlich davon) zum D4-Radweg, dann finde ich es schwierig, da durchgängig verkehrsarme Routen zu finden.

Aber letztlich wird es in Sachsen auch nicht schlimmer als hier sein, da wirst Du schon recht haben. Rund um Berlin ist es zwar dünnbesiedelt, wenn man den Speckgürtel verläßt, aber erstens strahlt so eine 4 Mio-Stadt verkehrsmäßig irre stark (und weit) ab, und zweitens gibt es oft ganz wenige Straßen. Es gibt riesige Gebiete (Waldgebiete wie Schorfheide,Truppenübungsplätze, große Seen), durch die keine Straße geht, und dann sind die wenigen Straßen außen rum stark befahren.

Ich arbeite ja schon an meiner Toleranzschwelle (was mehr Verkehr betrifft), aber irgendwann ist da eine Grenze. Vor allem auf Dauer. Mal 3 km etwas dichterer Verkehr, das halte ich aus. Wenn aber die halbe Mehrtagestour (oder auch Eintagestour) aus verkehrsreichen Straßen besteht, dann hab ich dazu keine Lust mehr.

Im bergigen Sachsen (Oberlausitz, aber nicht nur dort) gibt es ja entlang der dicht besiedelten Flußtäler meist immer so eine zweite Wohnstraße auf der anderen Seite des Baches, und da wird dann oft der Radweg langgeführt. Das ist auch in Ordnung, und man kann sich in Ruhe die Dorf-Folklore angucken, aber schnell fahren sollte man auf solchen Radwegen eher nicht, da kann ja immer mal einer aus der Einfahrt oder Haustür rauskommen.

Ich hab das jetzt kürzlich mal beispielhaft in der Oberlausitz durch. Da hab ich mir von Johnsdorf in Richtung Norden (also Löbau / Bautzen) mit BRouter Routen zusammengeklickt, in dem in den Radwegen gefolgt bin. Eine davon bin ich dann auch abgefahren, war auch okay. Aber ich hätte dann nicht mehr weiter gewußt, wenn ich noch weitere Routen in diese Richtung gebraucht hätte. Die Zahl der Radwege war ziemlich begrenzt, und außerhalb dieser hab ich irgendwie auf den ersten Blick keine zusammenhängend guten Routen gefunden. Aber es fehlt da sicherlich einfach die Ortskenntnis, ein Einheimischer hätte da schon was gewußt (daher meine Sehnsucht nach der "Schwarm-Intelligenz").

Versteh mich nicht falsch, ich will nicht an Sachsen rumnörgeln. Im Gegenteil, ich würde da sehr gern mehr radeln, aber finde es in manchen Gegenden nicht so einfach, Strecken zu finden. Ich bin mal auf eine amtliche Webseite des Landes Sachsen gestoßen, welche Radwege so geplant sind und habe das an einzelnen Beispielen mal überprüft. Mir schien, das Allerwenigsten davon wurde umgesetzt, und viele Radrouten wurden kritisiert. So sei zum Beispiel der Müglitztal-Radweg sehr verkehrsreich und eigentlich nicht als Radweg geeignet.

Thüringen ist nicht so viel besser, aber ein bißchen schon. Die haben sich ein bisschen mehr angestrengt, scheint mir. Sowas wie Ilmtalradweg hätte ich auch gern mehr in Sachsen. Thüringen ist aber wahrscheinlich auch weniger dicht besiedelt.

Und wenn man übrigens auf diese Waymarket-Karte schaut, dann gibt es da schon eine Ost-West-Teilung. Kaum fährt man mit der Maus über die Ost-West-Grenze, ist die Radwegdichte viel höher.

Zu BRouter: Ich habe das schon immer rausgelesen, dass Du da ziemlich versiert bist, Dir eigene Profile zu programmieren, aber ich weiss nicht, ob ich das hinkriege, mich da so auf die Schnelle mal einzuarbeiten. Und dann: In der Physik heißt es immer: "Mit fünf Parametern fittest Du einen Elefanten". Also je mehr Parameter, desto beliebiger wird das Ganze. Diese Angst hätte ich bei BRouter auch, wenn ich mir da ein eigenes Profil aus zu vielen Kriterien zusammenstelle. Deswegen fand ich es erst mal ganz hilfreich, mit den vorgegebenen Profilen zurechtzukommen.

Du schreibst: "Weitere Daten wie z.B. das Verkehrsaufkommen einzubinden wird wesentlich aufwändiger". Diesen Aufwand würde ich ja glatt treiben, wenn ich nicht zu doof dazu wäre, aber diese Daten gibt es doch gar nicht, oder gibt es sie doch irgendwo? Wenn ja, das würde mich mega interessieren!

Viele Grüße
Christoph