Re: Shimano Kettenmesslehre: Korrekte Messung?

von: cterres

Re: Shimano Kettenmesslehre: Korrekte Messung? - 19.07.18 20:32

Das Thema ist schwierig. Allgemein wird von den Herstellern der Antriebskomponenten kein Verschleißwert empfohlen. Lediglich Hersteller von Ketten wie KMC und natürlich die Produzenten der Werkzeuge wie Parktool geben klare Empfehlungen.

https://www.parktool.com/blog/repair-help/when-to-replace-a-chain-on-a-bicycle

Da heißt es, das Ketten auf Nabenschaltungen und Singlespeed-Antrieben bei 1% Längung als Verschlissen gelten.
Bei Kettenschaltungen bis einschließlich 10-fach liegt die Grenze bei 0,75%.
Bei Kettenschaltungen ab 11-fach bei 0,5%.

Allerdings unterliegt die Messmethode einigen Ungenauigkeiten, und ich meine jetzt explizit nicht den Rollenverschleiß der Kette.
Ich selbst musste schon Kassetten erneuern, weil ich zu spät erkannte, das eine Kette über 0,75% hinaus verschlissen war. Eine Messlehre mit 0,75% und 1% Ablesung fällt eben erst ab 0,75% in die Kette hinein, doch diese kann bereits 0,9% Längung aufweisen und das macht sich dann nach dem Wechsel der Kette auf der alten Kassette negativ bemerkbar. Die Kette rutscht durch.
Eine Vorwarnstufe ist also Wünschenswert.
Gleiches gilt für Amerikaner die mit einem Zoll-Längenmaß 12 Kettenglieder vermessen und anhand der 1\16-Zoll Teilstriche der Skala die Längung der Kette feststellen. 1\16-Zoll entspricht knapp 0,5%, 1\8-Zoll bereits 1%. Weil nun eine Längung um 1\8-Zoll zuviel wäre, empfiehlt man den Wechsel beim ersten Teilstrich der Skala, also bei 0,5% Längung.

https://www.bikeradar.com/road/gear/article/bicycle-chain-wear-explained-46015/

Die perfekte Grenze liegt irgendwo dazwischen.
Wenn eine Messlehre mit 0,5%-Ablesung bei 0,5% in die Kette fällt, sind zwar 0,5% Längung erreicht, nicht jedoch 0,75%. Doch die Lehre fällt auch bei 0,6 und 0,7% mit der 0,5er-Seite rein, ohne das die 0,75er passt. Der Spielraum ist also recht groß.

Wie nahe man mit der Messung der Lehre an der tatsächlichen Verschleißmarke dran ist, hängt maßgeblich davon ab, wie kurz die Zeitabstände zwischen den Messungen sind.