Re: Isolationsschicht im Zelt bei kühleren Tagen

von: irg

Re: Isolationsschicht im Zelt bei kühleren Tagen - 12.12.18 07:18

Hallo Jakob!

Zuerst die Frage: Ist es dort, wo du zelten willst, oben in der Luft kälter, oder am Boden? Es müsste der Boden schon viel kälter sein, damit sich eine Isolation unten irgendwie auszahlt.

Du hast ein paar Zielkonflikte, die du möglichst ausgeglichen hin bekommen willst:

Dein Zelt verliert oben und unten Wärme, wo also beim Dämmen mehr einsetzen? Warme Luft steigt auf. Die Wärme, die du produzierst, hält sich also oben, nicht unten.

Im Winter wirst du wahrscheinlich mehr Zeit im Zelt verbringen, also brauchst ein etwas komfortableres Zelt als in wärmeren Zeiten. In einem größeren Zelt ist das Thema Feuchtigkeit auch weniger gravierend als in einem kleinen. Die Feuchtigkeit teilt sich besser auf. Dagegen spricht klar, dass ein kleineres Zelt, v.a. ein möglichst niedriges, weit energieeffizienter ist als ein großes. Ein kleines Zelt hat weniger Oberfläche zum Auskühlen, dazu bleibt das Bisschen warme Luft, die du v.a. durch Ausatmen produzierst, so lange der Kocher nicht läuft, dort, wo sie sein soll, ohne nach oben zu entfleuchen: Im Raum um dich herum.

An sich brauchst du nur eine halbwegs gut isolierende Isomatte und einen warmen Schlafsack, was die erste und damit wichtigste Schichte um dich angeht. Wir haben bei Langlauf-Touren in Lappland im Frühjahr, das dort etwas frisch sein kann (-15°C untertags sind dort nichts Besonderes) manchmal in Koten oder im Schnee geschlafen. Dafür haben wir billige geschlossenzellige Isomatten verwendet. Die 10 bzw. 12mm Dicke haben leicht ausgereicht, um keinen fühlbaren Wärmeverlust Richtung Boden zu haben. (Bei diesen Matten hatten wir kein Risiko, durch ein Loch die Isolierung nach unten zu verlieren. Das war wichtig.)

Beim Zelten solltest du das Außenzelt möglichst gut am Boden abschließen, um das Auskühlen durch Wind und Ventilation zu minimieren. Das wird viel mehr bringen als eine großflächige Isoschichte am Boden.

Das größere Problem beim Winterzelten, das mir bei einer anderen Gelegenheit mit Zelt bei Temperaturen bis um die -8° auf gefallen ist, ist die Feuchtigkeit im Inneren. Auf Tour konnte ich das Zelt untertags nicht trocknen lassen. Auch der Inhalt wurde in wenigen Nächten unangenehm klamm. Hast du die Möglichkeit, v.a. den Schlafsack untertags irgendwo zu trocknen? Kannst du das Zelt unter tags länger offen stehen lassen? Ich würde eher diese Fragen bedenken.

Auch das Lüftungsverhalten, wenn du im Zelt bist, macht viel aus. Schließen bedeutet ein vergleichsweise warmes Zelt, Lüften ein kaltes. Wenn du die Feuchtigkeit möglichst vollständig los werden willst, wird das Zelt fast gar keine zweite Isolationsschichte (die einige Grade ausmacht) aufbauen können. Da kannst du nur experimentieren, wie du am besten zwischen diesen Polen am besten durch lavierst.

Wenn du den Kocher im Zelt anwirfst: Gut lüften und erst nach dem letzten Lüften nach dem Erwärmen per Kocher alles abschließen! Die Abgase sind nicht risikofrei!

lg!
georg