Re: Radreiseanalyse 2019

von: Uwe Radholz

Re: Radreiseanalyse 2019 - 04.12.18 19:52

Als mein untergegangenes Vaterland meinte, mich ankleiden, verpflegen, unterbringen und mit mit einer Waffe ausstatten zu müssen, um auf Leute zu schießen, die heute meine Freunde sind und von denen ihr Vaterland eine ähnliche Übung verlangte, brachten sie mir zum Zwecke des Schießens mit Haubitzen bei, wie man mit Karten, Richtkreis und E-Messer umgeht. Ich konnte das, Dank beständigem Übens in beschissenen Gegenden zu ekeligen Zeiten, ganz gut. Zuletzt konnte ich in offenem Gelände, also nicht links neben der Kirche, noch bevor wir uns eingemessen hatten, unsere Position um 20, 30 Meter genau bestimmen.
Ich bin nicht religiös. Aber Gott sein Dank habe ich diese Fähigkeit niemals wirklich gebraucht.

Bin zwar immer Rad gefahren, habe aber Radreisen (ganz ohne die als solche zu definieren) erst nach 89 gemacht. Da konnte ich mit der Karte noch ganz gut umgehen. Aber geplant habe ich immer. War auch mit Kindern unterwegs und, wenn die nicht sehr klein sind, muss man deren Interessen schon beachten. Da sollten am Ende des Tages Unterkünfte nicht erst zu suchen sein, wenn man sich selbst sagt, dass man nicht gleich umkommt, wenn mal nichts zu essen da ist, will man das seinen Lütten nicht zumuten und wo man selber meint, sich fordern zu müssen oder zu wollen, denkt man bei Kindern, die selbst fahren, sehr darüber nach, was geht, wie viel man ihnen zumutet.
Ob das ohne Planung so geht? Mag sein. Ich wollte das nicht.

Planung macht mir im übrigen auch richtig Spaß. Im Winter am Rechner sitzend, Rotwein trinkend und sich vorstellend, wie es denn da aussehen könnte, ob man da hin will, wie hoch es ist, wie weit, ist ein Teil des Vergnügens vor der Fahrt. Allerdings bin ich in den letzten Jahren einige Touren gemeinsam mit einem Forumisto gefahren, der mich in der Planung um Längen schlägt und bei dem ich es auch in Zukunft nicht schaffen werde, schneller und genauer zu planen lach

Der Weg ist das Ziel.
Für mich ist das Fahren selbst das Vergnügen. Klar, auch das Ankommen, Trinken, Schwatzen, Besichtigen. Dem Fahren ist es vollkommen egal, ob es Resultat eines spontanen Schwenks, einer Bauchentscheidung oder des Abfahrens eines Tracks ist. Ich liebe mein GPS-Gerät! Selbstverständlich würde ich, deshalb auch der etwas nostalgische Vorspann, ohne Gerät klarkommen. Muss und will ich aber nicht. Es ist einfach viel entspannter, mit dem Teil zu fahren und ganz ehrlich - wie viele Situationen gibt es, wo ihr mit dem Rad an einer Kreuzung stehend, mehr über die nächsten 20 Kilometer wisst, als am Rechner zu Hause? Und der Einheimische? Die Reiseradregel Nummer 1 sagt ganz klar, frage niemals den Einheimischen nach dem Weg. Das geht schief und hilft nicht, oder sagen wir mal selten.

Halten wir es mit Brecht: Es geht auch anderes, doch so geht es auch *

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