Re: Pausen auf der Tour

von: veloträumer

Re: Pausen auf der Tour - 29.05.08 11:30

In Antwort auf: ganymed

In Antwort auf: Martina

Hallo,so langsam baut sich schon eine gewisse Regelmäßigkeit auf, die mir persönlich aber manchmal ein bisschen Angst macht, weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass ich schon längst mit dem angefangen habe, was ich immer vermeiden wollte, nämlich Reisen mit Sport zu vermischen.

Ich denk ich weiß was du damit meinst - du setzt dich selber unter Druck eine gewisse Strecke zu schaffen. Dieser selbst erzeugte Stress macht nervös und mindert den Urlaubsgenuss. Dieses Problem hab ich auch und lass dann öfter schöne Plätze links liegen, weil ich ja "noch so wenig km gemacht habe". Leider weiß ich auch nicht wie ich dieses Problem lösen könnte und ruhiger = genussvoller zu radeln.
lg josef

Reisen und Sport zu vermischen ist ja kein Sakrileg.
Modernes adventure travelling ist ebenso wie klassisches Bergsteigen auch immer mit dem Erlebnis verbunden, etwas erreicht zu haben, dem Körper etwas abverlangt zu haben. Ob du nun am Gummiseil eine Brücke runter springst oder einen Gipfel besteigst - beides erfüllt ja eine innere Genugtuung, bringt inneres Erleben an sich und ist auch Genuss (wobei ich für mich selbst das Gummiseil mal ausschließen würde grins ). Nichts ist doch für einen Bergsteiger frustrierender, wenn er wegen Schlechtwetter o.ä. einen Berg nicht besteigen kann und unverrichteter Dinge wieder nach Hause muss. Da ist es doch naheliegend, dass der Radreisende auch sich ein paar Herausforderungen stellen möchte, die er meistern möchte.

Was für den einen vielleicht eine Qual wäre, ist für den anderen eben das Genusserlebnis schlechthin. Insofern habe ich auch immer ein Problem mit dem Begriff "Genussradeln" - was heißt das bitteschön? - Warum hat ein Donauwegradler bei 15 km/h mehr Genuss als ein Alpenradler bei 5 km/h rauf und 70 km/h bergab. Und bei 25 km/h flach zieht die Landschaft noch langsam genug vorbei, dass ich das gleichermaßen genießen kann wie jemand, der nur 15-20 km/h fährt.

Zudem erradeln die "schnellen" Radler mehr Landschaft, mehr Orte, mehr lokale Kulturaspekte - also auch mehr Genuss - und auch Intensität des Genusses kann in den Extremen dem Genuss im "Normalen" überlegen sein. Der kulinarische Genuss hängt mehr vom Geldbeutel ab als von der Reisegeschindigkeit - leider traurig . Vielleicht versäume ich eine Stadtbesichtung, weil es schnell weitergehen soll - sagen wir mal, Bozen habe ich so schon mehrfach aus Zeitnot ignoriert - aber was für ein Genuss, dann direkt vor dem im Abendrot glühenden Felsmassiv des Rosengartens zu speisen.

Man kann auf einer Reise eben nicht alles an Eindrücken mitnehmen, auch wenn man sich noch mehr Zeit nimmt. Es bleibt immer nur ein Ausschnitt. Und das mit eigener Leistung zu bereichern, ist doch nicht das Schlechteste? - ... solange ich eine Balance zwischen sportlicher Belastungsprobe und genussvoller Wahrnehmung der Umgebung finde. Sobald ich dabei in Konkurrenz zu Mitfahrern trete, halte ich das nicht mehr für gegeben. Dann wird es Wettkampf oder einfach blindes Dranhängen o.ä. - dann ist es eben keine Reise mehr. Deswegen habe ich auch bei jeder Art von Gruppenreisen Bedenken - es entsteht immer eine gruppenspezifische Ablenkung der Reisewahrnehmung von der Umgebung. Das muss nicht einmal etwas mit sprortlicher Geschwindigkeit zu tun haben, sondern eben mehr mit dem "Herdentrieb". Andererseits kommen dann neue gesellschaftliche Aspekte hinzu. Es hat halt jeder seine Ansichten zum Reisen...