Re: Sitzposition Reiserad / Randonneur

von: elflobert

Re: Sitzposition Reiserad / Randonneur - 02.02.23 09:18

Ein steileres Sitzrohr macht das Oberrohr effektiv länger.
3° Differenz sind aber weniger als 1 cm und damit gar nicht mal so gravierend.
Also hat ein 72°-Sitzrohr mit 60 cm waagerechtem Oberrohr annähernd die gleiche Geometrie (Reach/Stack) wie ein 75°-Sitzrohr mit 59 cm Oberrohr.

Die horizontale Sitzposition ist Geschmackssache. Natürlich kann man mit 75° weiter nach vorne. Mit Sattelstütze ohne Versatz aber auch, wenn man das möchte. Viele schwören auf eine penible Einhaltung des Knielots, wobei es unterschiedliche Anforderungen gibt. Die meisten Grafiken im Internet definieren hier eine Linie von der Vorderseite der Kniescheibe durch die Pedalachse. Andere Quellen messen von der Achse des Kniegelenks, was aus meiner Sicht mehr Sinn ergeben würde. Bei meinen Knien sind das aber mindestens 3 cm Unterschied :-)

Und noch ein Punkt zum Thema Vorbaulänge und Fahrverhalten:
ein Rennlenker wirkt durch die Vorbiegung wie eine Vorbauverlängerung und macht das Fahrverhalten träger bzw. ruhiger. Das in Kombination mit langen Vorbauten passt gut zu vielen Rennrädern, die mit 74°-Lenkwinkel unterwegs sind.

Daher sehe eigentlich kein Problem ein "zu langes" Trekkingrad mit gemütlicherem Lenkwinkel (z.B. 71°) mit kurzem Vorbau und Rennlenker auszustatten.

Auch alte 26"-MTBs lassen sich so wunderbar zu Gravelrädern umrüsten.
Mein letztes Projekt hat anstelle eines 130 mm Vorbaus und Besenstiellenker einen 70er Vorbau mit schmalem Fixie-Bullhorn bekommen und es fährt sich ganz hervorragend.

Was ich persönlich durch diverse Umbauten auch für Freunde nur mittlerweile ernst nehme, ist die Bremsenthematik. Für mich funktionieren entweder V-Brakes mit speziellen Bremshebeln (Tektro RL520) und dann separater Schaltung, oder STIs mit Mini-Vs oder bevorzugt Cantilever. Die anderen Lösungen haben mich einfach nicht überzeugt.