Bei meinem letzten größeren Schraubprojekt, einem kompletten Neuaufbau eines Utopia-London, kriege ich den verbauten Steuersatz einfach nicht wackelfrei eingestellt. Die verbaute Technik entspricht zwar nicht ganz dem aktuellen Stand, dennoch fahren/fuhren wahrscheinlich über zehn Millionen Räder mit vergleichbarer Technik „wackelfrei“ über europäische Straßen.

Verbaut ist eine neue 1“-CroMo-Gabel (von CNC-Bikes) mit ca 250 mm Schaftlänge in einem Utopia-London-Kreuzrahmen aus den Neunzigern, letzterer eine Lagerleiche, nie zuvor verbaut. Der von mir verbaute Steuersatz ist aus Alu, dürfte aus dem Rennradbereich stammen, Fabrikat unbekannt. Falsch machen kann man beim Einbau eigentlich nicht viel. Ich kann die beiden oberen Muttern, also die obere Lagerschale und die Kontermutter dennoch justieren wie ich will, es wackelt immer zwischen der unteren Lagerschale (im oberen Teil des Steuersatzes) und der Gegenmutter mit der oberen Lagerschale. Selbst, wenn ich das Anzugsmoment kräftig erhöhe und die Gabel sich im Lager bereits sehr schwer dreht.

Hat jemand was ähnliches schon mal gehabt? Alle Teile sind neu/unverbaut, verschlissen kann nichts sein.

Bernd

Ich tippe einmal auf das Steuerrohr, das nicht richtig plangefräst ist oder der Gabelkonus sitzt nicht richtig.

Das kingt danch, als ob der Gabelkonus nicht passt. Hatte ich auch mal. Ich war dann beim Radhändler, der hat mir einen passenden gegeben.

Gruß
Thoralf

Den Gabelkonus habe ich selbst aufgeschlagen, der gehört original zum verbauten Steuersatz. Der Konus liegt auch absolut ohne Luft dazwischen auf dem Wulst/Rand unten am Gabelschaft auf, dafür habe ich sogar sorgfältig Lackreste entfernt.

Das Spiel ist ausschließlich im oberen Teil des Steuerlagers zwischen unterer und oberer Lagerschale, KEIN Höhenspiel. Es bewegt sich nur die obere Schale vor<>zurück, wenn bei gezogener VR-Bremse versucht wird, das Rad zu bewegen. Die Lagersitze (Steuerrohr innen) habe ich vor dem Einbau mit einem Lamellen-Rundschleifer behutsam entlackt, die sitzen auch absolut fest im Rohr. Die Steuerrohrkanten sind nicht nachgefräst worden, aber ebenfalls durch vorsichtiges Anschleifen vom etwas dick aufgetragenen Lack befreit worden, Planparallelität müsste m. E. gewährleistet sein. Meine Behelfsmethode zur Feststellung der Planparallelität bestand darin, oben und unten jeweils eine große Unterlegscheibe mit reichlich Überstand mittels einer Gewindestange zu verschrauben und rundherum nachzumessen, ob die Abstände immer gleich sind. Mag aber für den letzten Zehntelmillimeter nicht ausreichend sein. Die Lagerschalen sind mit dem Tool von Tacs eingepresst worden, einen Steuerrohrfräser besitze ich nicht bzw. brauchte ich bislang auch nich

Gibt es bei unterschiedlichen Schraubsteuersätzen Typen, die sich in punkto spielfreie Justage toleranter bzw. intoleranter verhalten, wenn z. B. tatsächlich das allerletzte Quäntchen Planparallelität fehlt? Ich hätte alternativ noch einen nagelneuen Stahl-Steuersatz hier liegen.

Bernd

Versuch mal rauszukriegen, wo das Spiel genau entsteht. Bei »Einzollsteuersätzen« gibt es mehrere Varianten, sowohl was das Steuerrohr als auch den Gabelschaft und das Gewinde betrifft. Wenn irgendeine Passung nicht hundertprozentig stimmt, gibt es ein nicht zu beseitigendes Spiel. Leg die Bremse an und bewege den Hobel vor und zurück. Das Spiel spürst Du mit den Fingern. Wenn der Gabelkonus der richtige ist, dann wird es nicht zwischen Gabelkopf und Unterkante des Steuerrohres auftreten. Der obere Einschraubkonus ist ein heißer Kandidat.
Was für eine Bauart ist Dein Steuersatz überhaupt, etwa einer von anno Tobak mit offenen Kugellaufringen?

Hallo Bernd,

ich hatte mal das Problem bei einem Steuersatz, dessen "Lagerringe" sich zwar sehr ähnlich, aber doch nicht 100% identisch waren. Nach dem Tausch der Lager (also von unten nach oben und umgekehrt) gab es auch kein Spiel mehr.

Hast du auch schon einmal überprüft, ob das Steuerrohr sich etwas oben geweitet hat? Vielleicht gab es ja schon einmal einen Schaden mit Frontaufprall, der beim Rohr zu einer Dehnung führte.

War nicht der Grund, aber der Ausbau der Gabel war zielführend. Eine Kunststoff- (Hartgummi?) Dichtung, deren korrekte Position ich im oberen Teil gemutmaßt hatte, gehört nach unten um den Konus. Daher ließ sich der obere Konus nicht richtig festziehen. Jetzt funzt alles.

@Falk

Bei genauem Hinsehen eingraviert zu lesen, Tange-Seiki, mit Industrielagern, keine freilaufenden Kugeln oder offenen Kugellaufringe. Hätten mich wegen präadoleszenter Prägung im Umgang mit selbigen aber auch nicht sonderlich erschreckt. Bei meinen Göricke, NSU und Eiche-Rekord-Rädern der Epoche war das Standard. Hielten merkwürdigerweise auch jahrelang, sogar ohne Fett. Die eigene Rauhheitssensibilität war aber auch noch nicht voll entwickelt, jedenfalls nicht bei Kugellagern am Fahrrad.

Danke für die Inspirationen.

Bernd

Na denn, Glückwünsche zum unverhofft gesundeten Gaul. Möge er durchhalten bis zum allerletzten Tag. Bei meinem im letzten Dezember weggekommenen Winterhobel war der Steuersatz eine ständig wirksame Ärgerquelle.