............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten ............................Teil VII: Lago di Bolsena . Roma Bolsena Nach Strand und einer kleinen Siesta ist es mal wieder Zeit für ein leckeres Kaltgetränk. Auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen fällt mir auf, dass es in der Kirche San Francesco, die in heutiger Zeit als Veranstaltungsraum genutzt wird, am Abend ein Konzert gibt. Carmen wird aufgeführt. Ich höre mit Vorfreude die letzten Proben und werde später dort hingehen.
Im Jahre 1263 brach ein Priester die Hostie, aus der sofort Blut tropfte. Wir mögen uns an das
Wunder von Bolsena erinnern, wenn bei der nächsten Urlaubsplanung über den Blutstag mal wieder Brückentage berücksichtigt werden müssen.
Die Basilica di Santa Cristina zeugt eindrücklich von der blutrünstigen Geschichte der Götzenanbetung in Verbindung mit dem unbedingtem Gehorsam, vorgegebene Wege nicht zu verlassen. Weil
Christina von Bolsena ihrem Vater in seinem Glauben nicht folgen wollte, ließ er sie nach mehrmaligen Mordversuchen aufspießen. Mannomannomann, was sind das für Geschichten!
In Gedanken bei Graf Dracula und einer möglichen Radtour in die Walachei, bleibt mir plötzlich das Tutti vom Aperitivo im Halse stecken.
Yvonne und Jörg aus Lützelflüh schlendern, mit einem Eishörnchen bewaffnet, durch die Gassen. Die Freude ist groß. Ein wunderbarer Abend nimmt seinen Anfang.
"Carmen? Kenn ich schon!"Die beiden haben also für den Fußweg von Buonconvento nach Bolsena die gleiche Zeit gebraucht wie ich auf dem Rad mit dem Umweg über die Abtei Sant’Antimo. Ich flipp aus!
Ach, ist das doch schön, nach Tagen der Entbehrung gemeinsam beim erweiterten Aperitivo Tutti zu hocken und beste Geschichten zum allerbesten zu geben. Geht’s eigentlich noch besser?
Gemeinsam entern wir später ein Restaurant, das auf der Kreidetafel mit Pilgermenus wirbt. Nichtsahnend lesen wir die Karte, als Marcella und Robert aus Straßburg aufkreuzen. Ja, es geht noch besser!
Die beiden haben mein Rad im Flur der Pensione Italia gesehen, sich an mich erinnert, mich gesucht und gefunden. Ist sowas nicht toll?
Es gibt Dinge im Leben, die sind einfach unglaublich. Zu fünft gibt es so viel zu erzählen, dass sich der Abend lange, sehr lange hinzieht.
Yvonne und Jörg legen morgen noch einen Ruhetag in Bolsena ein, während Marcella und Robert weiter nach Montefiascone wandern werden.
Bolsena Tag 2 Wahrscheinlich werden mich die Straßburger nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der Abschied in der Herberge am frühen Morgen ist herzlich und voller guter Wünsche für den weiteren Weg.
Ciao Marcella, ciao Robert Die Pensionswirtin antwortet auf die Frage, ob ich noch eine Nacht länger im Zimmer bleiben kann.
"Ja selbstverständlich. Sie können auch den ganzen Sommer hierbleiben!" Der späte Vormittag bleibt dem Schlendern, dem Kartenstudium und der Freude über meinen eigenen Weg vorbehalten.
Am See schreibe ich bei Cappu, Kuchen und VanNelle Tagebuch. Dass sich die Wege von uns gekreuzt haben, beschäftigt mich nachhaltig.
Ich möchte Renate Florl zitieren. Sie schreibt in ihrem Pilgerführer, dass jeden Tag neu aufzubrechen, jeden Tag neu die Stiefel zu schnüren, jeden Tag neu das Gepäck und die Konsequenzen für das eigene Tun zu tragen, die größte Aufgabe sei, die Pilger zu bewältigen haben. Dabei können wir uns sicher zwischen Himmel und Erde aufgehoben fühlen. Ängste, Unsicherheiten und Zweifel würden jeden Tag im Weitergehen aufs Neue, Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung weichen.
Langsam, ganz langsam meine ich zu verstehen, was sie damit ausdrücken möchte.
Was habe ich gezweifelt, ob ich die Tour überhaupt bewältigen kann. Wie oft hab ich gejammert, jeden Tag den Püngel aufs Rad zu laden und mich irgendwelche Steigungen hochquälen zu müssen. Oft war ich fix und fertig, habe ernsthaft in Frage gestellt, ob ich jemals in Rom ankommen werde. Andererseits fühlte ich auch Glück, Zuversicht und Hoffnung. Wie glücklich war ich oben auf dem Sankt Bernhard, was habe ich mich im Jura gefreut, wie begeistert konnte ich über meine vielfältigen Fußgängermodi lachen. Hatte ich Angst alleine zu sein, begegneten mir Menschen wie aus dem Nichts, die meine Gefühle teilten.
Vertrauen zu lernen, scheint meine große Aufgabe zu sein. Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten, Vertrauen darauf, dass sich alles zum Guten wenden wird, auch wenn die augenblickliche Situation eher zum Weinen einlädt.
Das ist übrigens der Hintergrund meiner etwas ketzerischen Frage, "ob ihr die Angst und Verzweiflung der Eltern von Waldorfschülern kennt, die zwar ihren Namen tanzen können, aber null Ahnung von Rechtschreibung und Mathe haben?"
Wie oft habe ich mir ungläubig Arbeiten von Waldorfschülern angeschaut, war entsetzt und schockiert über grauenhafte Rechtschreibung und anderer schulischer Mängel. Doch die Schüler, die ich kenne, haben ihr Abitur bestanden oder die mittlere Reife geschafft. Auf ihrem Weg, im Vertrauen darauf, dass sich letztendlich einzelne Fähigkeiten zu einem großen Ganzen fügen, haben sie sogar mehr als ihr schulisches Ziel erreicht. Sie leben mit einer hohen Sozialkompetenz und haben mich vom Gegenteil überzeugt. Sie konnten letztendlich in meinem Leben mehr Spuren hinterlassen als manch langjähriger Mitschüler, der auf den vorgegebenen Wegen gewandelt ist. Ein Lied von Heinz Rudolf Kunze fällt mir ein:
Eigene Wege.. "....sie entstehen erst beim Gehen." in eigener Sache: @Andreas: Ich wollte mit meinem Schlusssatz über die Waldorfschule niemanden verletzten. Dass ich den Bericht so beendet habe war, wie ich jetzt auch merke, nicht in Ordnung. Dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen.Der Cappu ist alle. Ein neuer muss her. In Richtung Kiosk schauend werde ich plötzlich sehr aufmerksam. Roberto? Kann das Roberto sein? Der, den ich das letzte Mal in der Poebene in Fiorenzuola d’Arda getroffen habe? Ich bin mir fast sicher. Diese Mütze, dieses Hemd und diese Hose kann es kein zweites Mal in dieser Kombination geben.
Über 10 Tische hinweg ertönt mein Ruf:
Roberto! Keine Reaktion. Erst beim zweiten Rufen dreht er sich um.
Er kann es nicht fassen. Ich kann es nicht fassen. Wir liegen uns wie Brüder in den Armen.
Die Überraschung ist geglückt. Nach einiger Zeit verabschieden wir uns zum dritten Mal voneinander. Endgültig? Wer weiß das schon?
Roberto will heute noch nach Montefiascone. In drei Tagen möchte er in Rom sein.
„Bestelle bitte Marcella und Robert einen lieben Gruß!“ Mir wird klar, dass, sollte ich jemals diese Strecke noch einmal fahren, etwas völlig anderes dabei herauskommen wird.
Mir wird klar, dass, sollte ich morgen diesen Bericht über die gleiche Reise neu formulieren wollen, etwas völlig anderes dabei herauskommen wird.
Ein traumhafter Aufenthalt in Bolsena neigt sich dem Ende zu. Ich fühle, dass ich genügend aufgetankt habe. Die Freude auf Rom spüre ich kraftvoller denn je.
Yvonne, Jörg und ich verbringen den Abend in einem Restaurant am See. Ich erzähle über die Zeit, als mein Papa ein schwerer Pflegefall war. Sie kennen sich mit dem Thema sehr gut aus. Scheinbar habe ich damals, trotz großer Verzweiflung und Unsicherheit vieles richtig gemacht.
Ob wir uns auf dieser Reise noch einmal begegnen werden?
Ciao Yvonne, ciao Jörg! Danke für das Bild und eure Erlaubnis, es hier zu zeigen. Die Zeit mit euch war einfach wunderbar! Bolsena . Montefiascone . Viterbo . Vetralla Bereits um sieben sitze ich im Sattel, betrachte die leeren Gassen nach dem Marktgeschehen am Wochenende. Um neun kurve ich durch Montefiascone, das mich nicht wirklich reizt. Um kurz vor zehn habe ich die Nase von der Via Cassia gestrichen voll und um kurz nach zehn liege ich im heißen Wasser der
Terme Del Bagnaccio. Ach, was geht’s mir gut!
Um elf telefoniere ich erstmalig mit der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Die Verbindung ist schlechter als schlecht.
………. mit diesem Blick versuche ich erneut eine Verbindung aufzubauen. Ob mich die Dame im Sekretariat verstanden hat?
………. Die Staubstraße in der Mittagszeit bringt mich flugs an Marcella und Robert auf dem Weg nach Viterbo vorbei .........
………. das bei mir allerdings einen eher abweisenden Eindruck hinterlässt.
………. Nach zwei Pausen in Ponte di Cetti und Vetralla mit viel kalter Milch in brüllender Hitze radle ich um kurz vor drei die letzten Meter zum Kloster Benedettini „Regina Pacis“
Was soll ich viel schreiben? Im Klostergarten trocknet Wäsche, der dritte Versuch einer Kontaktaufnahme mit der Botschaft verläuft im Sande, weitere Pilger trudeln ein. Es sind viele Italiener unterwegs, die nur die Strecke von Viterbo nach Rom gehen, um sich die Urkunde im Vatikan abzuholen. Naja. Das ist in Santiago auch nicht anders.
Die letzten Übernachtungsgäste kommen reichlich abgekämpft am späten Nachmittag an. Den beiden Straßburgern gefiel Viterbo auch nicht!
Während die Wäsche draußen immer noch trocknet, sitzen im Speisesaal des Klosters bestimmt 15 Pilger, die von den Schwestern bestens mit Speis und Trank versorgt werden.
Im Einzelzimmer verbringe ich eine geruhsame Nacht.
Hoffentlich klappt das morgen mit dem Telefon, sonst wird es knapp! Vetralla . Capranica . Sutri . Monterosi . Monte Gelato . Campagnano Di Roma . Formello Wer auf meine gefahrene Strecke bei GPSies schaut, wird feststellen, dass mir heute nicht unbedingt der Sinn danach steht, auf schnellstem Weg Rom zu erreichen. Vielmehr reizt mich der Wanderweg, die naturverbundenen Wege abseits der Cassia. Das gelingt mir zunächst recht gut, wenn auch nicht überall. Auf der Cassia wird mir der Verkehr schon nach 8km mehr und mehr zu laut und zu viel.
………. In Monterosi reicht es mir dann endgültig. Im Vertrauen auf meine persönliche Leidensfähigkeit fahr ich ins Blaue der unbefestigten Wanderwege. Wird schon gutgehen!
………. Mir kommt ein Deutscher entgegen. Er läuft von Rom nach Lausanne. Damit hat er einen entscheidenden Wissensvorsprung, denn er trifft jeden Pilger auf dem Weg nach Rom.
„Hast Du einen Schweizer mit Käppi, T-Shirt und schwarzer Mammut Hose gesehen?“ „Ja, vor zwei Stunden!“ ………. Hinter Monte Gelato, es gibt dort eine kühlende Wasserstelle im Valle Del Treja, stelle ich die gleiche Frage zwei Mountainbikern.
„Ja, vor einer Stunde!“ ………. auf dieser Piste begegnet mir der nächste:
„Ja, vor 20 Minuten!“ ………. An einer kleinen Brücke grinsen wir uns nur an und lachen laut drauflos. Wie die Kinder!
………. An einer läppischen Steigung hoch nach Campagnano Di Roma lacht nur noch einer
Es ist 13:00 Uhr. Zeit, um eine Kleinigkeit zu essen. Bis Formello will Roberto noch laufen. Da es aber durch Hohlwege gehen wird, nehme ich die kleinen Straßen SP12a und SP14a. Die im Pilgerführer genannte Herberge ist nicht zu erreichen, das B&B ist sauteuer, im Navi ist eine JuHe ohne Telefonnummer vermerkt. Wird schon! Wir tauschen unsere Telefonnummern aus.
Die
JuHe Maripara befindet sich im Stadttor, hat die beste Dusche der Reise und sehr unkonventionelle Herbergseltern.
Eine gläserne Treppe, die alle Etappenorte der Via Francigena aufführt, bringt mich auf eine unglaubliche Dachterrasse, auf der plötzlich mein Handy klingelt.
………. Mit dem Blick auf Rom höre ich:
"Sie möchten einen Termin bei der Botschafterin? Sie sind auch aus Neuss? Sie haben gemeinsame Bekannte, sind etwa gleich jung? Sie sind tatsächlich von Neuss bis hierher geradelt? Wie geht das denn?
Ich kann Ihnen einen Termin am Freitag anbieten. Möchten Sie um 10:00 Uhr oder um 15:00Uhr kommen?" ………. Roberto trudelt um fünf ein. Wir haben richtig was zu feiern.
Obwohl die
Osteria Pensa Per Te für eine Gesellschafft römischer Filmleute geschlossen hat, werden wir müden Pilger auf das allerfreundlichste empfangen und dürfen ein traumhaftes Abendessen zu uns nehmen.
Die Bewertungen bei Tripadvisor sind nicht übertrieben. Achso: Pilgerpreis. Versteht sich. Tutti Completti 20,- Euro/pP
Vor dem Stadttor nehmen wir noch einen Schlummertrunk.
Vor dem Stadttor nehmen wir auch das Frühstück ein. Roberto geht direkt nach Rom, er muss morgen seinen Flieger nach Zürich bekommen. Ich möchte zum Monte Mario und dort in der Herberge übernachten.
………. Da geht er hin. Ein lieber Freund. Bye, Bye Roberto.
Formello . La Storta . Monte Mario Beim ersten Durchblättern des Pilgerbuches ist mir schon vor Monaten aufgefallen, dass ein Hügel Roms nach Mario benannt wurde.
"Dogfish" dürfte den meisten hier im Forum ein Begriff sein.
Richtung Via Cassia nimmt der Verkehr auf der schmalen SP12a am Morgen schon deutlich zu. Im Berufsverkehr auf der Cassia erinnere ich die Trainingseinheiten auf der SS62 vor Massa. Doch hier scheint es deutlich hektischer abzulaufen. Ein nettes Cafe in La Storta, ein kleines zweites Frühstück um acht mit einem Pilger aus Mannheim und der dritte Cappu in Monte Mario bleiben mir in Erinnerung. Die letzten Kilometer auf der Via Cassia habe ich schnell wieder verdrängt.
Der erste Weg führt mich zur
Sternwarte auf dem Monte Mario mit einem Blick über die Dächer Roms. Doch die Herberge ist ganz woanders. Sie liegt weit oben im Ortskern. Das Tor ist geschlossen, die Herberge belegt. Heute schon nach Rom? Wohin? Ich hatte mir meinen Einlauf anders vorgestellt, wollte mir für den Petersplatz noch einen Tag Zeit lassen. Nun gut, dann fahr ich erstmal zurück zum Monte.
Monte Mario mit dem Fahrrad zu erreichen, war mir während der gesamten Planungs- und Reisezeit ein großer Herzenswunsch. Heute, mit dem Blick auf den Petersdom, wurde mir dieser Wunsch erfüllt. Ich erinnere ich mich an das letzte Telefongespräch mit Mario kurz vor seinem Tod. Er hat viel dazu beigetragen, dass sich mein Blick für die vielfältige Schönheit des Fahrrades entwickeln konnte. Deshalb möchte ich ihm das nächste Bild widmen.
………. "Monte Mario ist mehr für mich, als nur ein Hügel Roms"Denjenigen, die mit dem Namen Mario nichts anfangen können, möchte ich seine Beiträge
Querbeet: Unsere sonstigen Räder (Dies & Das)
Unsere Teile (Ausrüstung Reiserad)
und natürlich Unsere Räder 1-4, ans Herz legen.
Ruhe in Frieden, Mario. Roma, Bella Roma! Die ewige Stadt? Die heilige Stadt? Die schönste Stadt der Welt?
:Fußgängermodus ein: Fußgängermodus aus: Fußgängermodus ein: Fußgängermodus aus:
Serpentinen
mit heftigstem Kopfsteinpflaster schlängeln sich abwärts in ein Verkehrsgetümmel höchster Dichte. Mannomann! Vier- bis fünfspurige Einbahnstraßen mit ungeahnten Abbiegespuren und ich mittendrin. Juchhe!
Irgendwie finde ich die
Chiesa Santa Lucia della Tinta. Im Gästehaus nebenan ist leider kein Bett mehr frei, doch eine freundliche Nonne im
Fraterna Domus gibt mir die Adresse eines Priesterhauses, in dem ich, nur ein paar Meter entfernt, in der
Via dei Gigli D'Oro 13, für die nächsten Tage übernachten kann.
………. In der Kirche zünde ich so einige Kerzen an. Mein Nachbar erzählte mir vor der Fahrt, dass Mohammedaner ihre Nachbarn mit ins Gebet einschließen. Jetzt löse ich mein Versprechen ein.
………. Im Fraterna Domus hinterlasse ich eine Nachricht. Um 19:00 Uhr starten wir wilde Gesellen den allerletzten gemeinsamen Abend mit all dem, was uns gut tut.
Doppelter Aperitivo con Tutti, Saltimbocca alla Romana con Spinaci, eine Flasche Primitivo………….. und den Rest hab ich beim Grappa vergessen. Im Vatikan ………. Wir wollen uns um kurz vor neun vor dem Petersdom treffen, sind jedoch gleichzeitig auf unterschiedlichen Wegen schon um kurz nach acht vor dem Dom.
Hinter der Sicherheitsschleuse, hier wird jeder wie am Flughafen kontrolliert, bekommen wir in der Sakristei des Petersdoms unsere letzten Stempel sowie das Testimonium, ohne lange warten zu müssen.
Roberto muss zum Flughafen und lässt mich alleine in der großen Stadt zurück. Ein wenig traurig bin ich schon...........
Mit dem Rad wandle ich ein wenig auf
Dietmars Spuren, lasse mir den Duft vergangener Jahrhunderte um die Nase wehen, schreibe mal wieder Tagebuch und fühle mich von den vielen Eindrücken und den Menschenmassen einfach überfordert.
………. Gedränge in der Warteschlange vor dem Dom
………. Gedränge auf der Suche nach Abkühlung
………. Gedränge auf der Suche nach Schatten
………. Gedränge auf der Suche nach dem Dolce Vita?
………. Gedränge auf dem Weg nach Hause?
Um zehn habe ich einen Termin. Mit der Frage, ob es nun verehrte Frau Botschafterin, Ihre Exzellenz oder einfach Frau Schavan bei der Begrüßung heißen muss, stehe ich viel zu früh vor der
"Deutschen Botschaft beim heiligen Stuhl" und werde bestimmt von dutzenden Kameras überwacht. Die Scheu, mich mit der Unkenntnis der Anrede zu blamieren, nimmt mir später die Botschaftssekretärin mit einem Lächeln und kurzer Erklärung ab. Ich bleibe also bei Frau Schavan und werde von ihr sehr herzlich empfangen.
"Den ganzen Weg von Neuss hierhin? Sind Sie auch heute mit dem Rad hier? Mitten durch Rom?........... usw." Ich erkläre ihr meinen Wunsch, den letzten Stempel im Pilgerpass von ihr zu bekommen. Dass eine Neusserin hier im Vatikan zur Botschafterin berufen wurde, ist doch etwas Besonderes. Die Botschaftssekretärin holt die Kamera und das Siegel der Bundesrepublik Deutschland. Sie lichtet uns abwechselnd mit ihrer und meiner Kamera ab.
Die Bilder darf ich mit Genehmigung Frau Schavans veröffentlichen.
Mein Aufenthalt in der Botschaft dauert länger als erwartet. Wir reden über unsere Schulen, gemeinsame Bekannte und und und......
So ist das mit den Rheinländern fern der Heimat.
Danke, Frau Schavan
Mit diesem schönen Moment könnte dieser Bericht enden. Nach 2100km habe ich mein letztes Ziel erreicht, mich um meinen letzten Wunsch gekümmert.
Mein Flieger geht in 7 Tagen. Was mache ich so lange?
Erstmal radle ich noch ein wenig durch Rom, besuche am Abend den Petersdom, vertilge noch einmal Tutti mit Aperitivo, futtere Osso Buco und studiere die Abfahrtsmöglichkeiten der Regionalzüge nach Norden.
………. Das Rad, das mich die letzte Zeit so zuverlässig getragen hat, im Park der Villa Borghese
………. mit dem Blick über die Piazza del Popolo
………. mit dem Blick auf die Gemächer des Papstes
………. Hier muss das Rad draußen bleiben
Auch wenn sie mir gefallen, sind das keine würdigen Abschlussphotos einer Reise, auf der ich mich so sehr über und mit anderen Menschen gefreut und gelacht habe.
Deshalb bin ich so froh, dass mich Marcella und Robert noch einmal im Getümmel gefunden haben.
Rom ist mir zu voll. Morgen fahr ich mit dem Regionalzug nach Pisa.
Fazit der Reise Das in knappen Worten zu beschreiben, ist mir unmöglich. Ich kann nur Danke sagen an die vielen Menschen die mich begleitet haben.
Buen Camino! Ende der BerichtesDie vielfältigen und zum Nachdenken anregenden Antworten haben mir gezeigt, welch kompetente Gruppe hier im Forum unterwegs ist.
Danke für eure Aufmerksamkeit
Jürgen