Diesmal empfand ich die gestrige Katasthrophe aber nicht als Kleinigkeit.

Nachdem ich in Peru nun so langsam angekommen war, mich nach einem Ruhetag in Chivay auf 3700 Meter Höhe nun vollständig akklimatisiert hatte,erwischte ich auf dem gestrigen Radtag von Chivay nach Cabanaconde auf der Südseite des Colca Canyons einen schlechten Tag.
Auf ca. halber Strecke der gestrigen 60km und zwischen den Dörfern Maca und Pinchollo bin ich von 2 jugendlichen Männern überfallen worden.
Ich kämpfte mich gerade die schlechte und ruppige Schotterpiste mit ca. 5km/h hoch als mir 2 junge Männer entgegen gekommem sind. Sie fragten wohin ich will und ich antworte dass ich heute bis nach Cabanaconde will, fuhr aber in meinem Schneckentempo weiter die sehr schlechte Piste hoch.
Auf einmal schlug mir einer der beiden Männer mit einem Stock von hinten auf die linke Schulter. Ich habe es irgendwie geschafft nach dem Schlag nicht vom rad zu fallen sondern mich hinter das Rad zu stellen, so dass die beiden vor sich zunächst das Rad hatten.
Der aggressivere der beiden schlug nochmals 2-3 auf mich ein, traf mich aber nur sehr leicht am Oberarm. Da er merkte, mit dem Stock hat er keinen Erfolg, griff er nach einem Messer mit einer ca. 8cm langen Klinge und versuchte nach mir zu stechen. Er streifte mich ganz leicht am linken Oberarm.
Daraufhin warf ich ihm meine Geldbörse vor die Füße, welche ich Gott sein Dank in der Trikottasche hatte und welche einen Inhalt von 130 Soles hatte (ca. 35Euro).
Einer der beiden nahm die Geldbörse und beide Männer liefen die Piste runter in Richtung des Dorfes Maca.
Ich kämpfe mich nun freigesetzt durch Adrenalin irgendwie die Steigung hoch, immer in der Hoffnung dass ein Bus, Auto oder Menschen mir entgegenkommen oder aus Richtung Chivay. Ich hatte Angst, dass die beiden nochmals wiederkommen.
Gott sei Dank haben die nicht die Kamera in der Lenkertasche gesehen.Ich denke mal, dann wäre alles viel schlimmer ausgegangen.
Doch bis zum nächsten Dorf Pinchollo traf ich auf keine weiteren Menschen und es dauerte bestimmt noch eine Stunde bis ich in Pinchollo war. Die Busse fahren halt morgens und auch die Touristen sind morgens auf dem weg zum "Mirador Cruz del Condor".

In Pinchollo versuchte ich irgendwie der Bevölkerung klar zu machen, dass ich überfallen worden bin. Die Menschen waren sehr nett, konnten mich aber wohl nicht richtig verstehen und meinten die nächste Polizeistelle wäre in Cabanaconde.
Also machte ich mich mit dem Rad weiter auf den Weg nach Cabanaconde. Unterwegs traf ich ein amerikanischen Päärchen, welche mit dem Mountanbike unterwegs waren. Die Frau konnte perfekt spanisch und ist mit mir sofort auf dem Weg zur Polizei nach Cabanaconde gefahren.

Diesen Weg hätte ich mir sparen können. Die Polizei war so gut wie nicht hilfsbereit. Widerwillig haben die meinen Fall aufgenommen und meinetn ich wäre selber Schuld, wenn ich meinen "halben Haushalt" spazieren fahren würde (Anspielung auf meine 6 Gepäckstücke).

Körperliche Schäden habe ich kaum erlitten, der Kratzer am Oberarm ist halb so schlimm und die blauen Flecke tun kaum noch weh.
Den Verlust der 130 Soles kann ich verschmerzen.

Gestern Abend dachte ich noch, ich hätte den Vorfall gut verdaut, dem ist doch nicht so. Erst im Laufe der Nacht kam die "Schockstarre" und heute morgen habe ich meinen Plan geändert.Anstatt mit dem Rad von Chivay nach Cusco über Espinar zu radeln, so wie ich es ursprünglich geplant hatte,habe ich den Bus nach Arequipa genommen und mich für 2 Tage hier erst einmal einquartiert.
Ich will morgen hier in Arequipa zum Touristenbüro und denen den Vorfall schildern,denn die werden vielleicht Interesse daran haben, dass die Region um Arequipa und um den Colca Canyon nicht als Raub- und Überfallgebiet dasteht. Dazu kommt noch, dass ich von einem US-amerikanischen Reiseradler weiß,den ich am Montag im Hostel in Arequipa getroffen habe, dass er auf dem Weg in Richtung Colca Canyon ist, aber die Strecke fährt,die vor einigen Jahren Julius C (der Metzger) gefahren ist.
Vielleicht sorgt ja mein Vorfall für momentane Sicherheitspräzens am Colca Canyon, was ich aber nicht glaube.

Wie es bei mir weitergeht weißich noch nicht. Die geplante Strecke von Chivay über Espinar nach Cusco werde ich nicht fahren, ich habe nun doch etwas Angst vor einsamen Strecken. Vermutlich werde ich den Bus nach Puno nehmen und auf dem Altiplano von Puno nach Cusco radeln. Ich hatte nicht vor diese Strecke zu radeln, da landschaftlich viele darüber sehr enttäuscht waren, aber ich erhoffe mir auf dem Altiplano meht Touristenverkehr und dadurch mehr Sicherheit.
Überall wo viele Touristen in Peru sind, dort ist auch eine sehr hohe Polizeipräzens. Ich möchte nun auch abends wissen, in welcher festen Unterkunft ich übernachte.Zelten fällt ab sofort für mich aus. Notfalls überbrücke ich Strecken mit dem Bus.

Leider ist der ganze Radreiseplan somit über den Haufen geworfen.
Schade, denn bislang waren die Menschen in Peru alle sehr freundlich und hilfsbereit, nun bleibt doch einiges Negatives hängen und die Angst nochmals überfallen zu werden ist nun zwangsläufig ständig dabei.

Ich wollte euch eigentlich was Erfreulicheres berichten.

Gruss
Thomas