Hallo Jürgen!
Kartenlesen ist mindestens eine genauso grosse Kunst, wie kochen oder ein Rad zu reparieren!
Man kann es nicht in 5 oder 10 Worten (Sätzen) beschreiben, dazu gehören einiges an Grundkenntnissen, wie auch Erfahrung im Umgang mit den Karten.
Man sollte immer versuchen, sich mittels der jeweiligen Karte, ein (Ab)Bild der Umgebung zu machen, so das man die reale Landschaft "wiedererkennt"!
Gerade bei topographischen Karten verbergen sich deutlich mehr Infos, als man / frau verarbeiten könnte!
Strassennamen gibts normalerweise nur in den Stadtplänen, bzw. manch seltene Autokarte (es gab z.B. mal eine sehr gute von Aral, mit den wichtigsten Hauptstrassen + Nebenstrecken drauf - incl. Strassennamen! Reichte als Übersichtskarte durchaus aus). Die neueren BVA / ADFC Regionalkarten im 75.er + 50.er Massstab haben ebenfalls die Strassennamen der dickeren Strassen verzeichnet, so das man / frau - wenn denn mal sich verfranst hat - nur max. 4km in eine Richtung fahren braucht, um wieder eine dickere Strasse zu erwischen, die dann i.d.R. auch wieder ´nen Namen hat, der wiederum auf der Karte wiederzufinden ist / sein sollte!
Welche Karte ein jeder für richtig hält, ist auch sehr unterschiedlich, es gibt Leute, die fahren mit ´nem Taschenkalenderatlas von Europa durch D (Massstab > 1:1.000.000)

(selber schon so jemanden getroffen... ), andersrum aber auch welche die ganz gerne 25 tausender bevorzugen... - Papiermenge für ´ne normale Tagestour wäre da ja u.U. so bei 5kg...
Ich persönlich fahre, bei Tages kurze Mehrtagetouren hier (bis ca. 4 Tage) nach 1:50.000 + 75.000, je nachdem wo, bei Urlaubstouren nehm ich - sofern verfügbar

- was zwischen 100.000 - 250.000 idealerweise, bin aber auch schon mal mit ´ner 800.000er Karte gefahren (R. - Karelien), da es aber dort nicht soviel Strecken (manchmal konnte man dazu nur noch Richtung sagen...) zur Auswahl gab, war es auch kein Problem.
Orientieren kann man sich bei den topographischen Karten + Radkarten (u.a. ohne Strassennamen), z.B. an Strassennummern (B xx oder Lxxx), an Freileitungen, Feldern + Waldstücken (bzw. an deren Formen), Ansmammlungen von Häusern, Grabkreuze / Gedenksteine / kleine Kapellen etc. (bzw. andere Denkmäler), Wassertürme / Behälter (sind meist eingezeichnet und mit Wbh. bezeichnet) und zig anderen kleinen Infos.
Die Radwegeschilder sind für mich meist nur ein angenehmes Hilfsmittel, aber i.d.R. nicht die hauptsächliche Grundlage in der Realität!
Einen einfachen Kompass hab ich auch immer dabei, seitlich in der Lenkertasche, kann ich auch während der fahrt mal kurz draufschauen, da am Band befestigt.
Es reicht mir aber meist die Sonne und die ungefähre Uhrzeit aus, bei Wolken bzw. schlechtem Wetter brauchts aber doch etwas Hilfe!

Nur auf der Südhalbkugel muss man dann ein wenig umdenken!
Die allermeisten (98%) sind mit der Schrift Richtung Norden ausgerichtet (Karte lesbar halten, dann ist oben (in der Kartenhorizontalen) Norden), links dann Westen usw. ...
Es gab mal eine Sammlung mit Radkarten bei Feinkost Albrecht, da war die jeweilige Radroute immer senkrecht oder waagerecht, egal welche Himmelsrichtung!!!
Da wurde die Kartengrundlage immer passend zur Karte gedreht, dann die Schriften + Bezeichnungen eingezeichnet...

- Nur was für absolute Neulinge, oder völlig Verlorene...
Ein GPS kann da natürlich helfen, aber wenn für die normalen (Papier)Karten schon das nötige Knowhow fehlt, dann ist da u.U. ein Gps fehl am Platz!
Da gab es ja schon zigfach den Fall, das Leute Hilfe brauchten, weil sie keine Karte hatten, bzw. nicht lesen konnten, aber dafür metergenau ihre Position angeben konnten!
Bislang bin ich eigentlich auf meinen Touren auch immer ohne GPS ausgekommen, langfristig kann ich mir sowas aber vorstellen, evtl. in 2-3 J., wenn sich da noch was getan hat in Richtung Speichermedien + Software.
Im letzten Jahr hatten wir auf unserer Ro - Tour die GPS - Geräte primär, zur genauen Dokumentation eingesetzt, um die gefahrenen Strecken wieder in (digitale) Karten zu übertragen.
Da ich auch meine Karten vor + während der jeweiligen Tour, immer recht genau studiere und diese auch immer oben an der Lenkertasche lesbar angebracht hab, brauch ich eigentlich nur recht selten länger anhalten um zu überlegen, wo´s langgehen soll!
Zum Thema Navigation mit Kompass + Karte gibt es auch rel. gute Literatur, allerdings gehört auch dazu, das Gelesene mögl. schnell umzusetzen!